Sklaverei in England:Menschen in Hundezwingern

Seit 2008 ermittelte die englische Polizei wegen angeblicher Sklavenhaltung auf einem Campingplatz nördlich von London. Jetzt hat sich der unglaubliche Verdacht bestätigt: 24 Männer konnten aus der Gefangenschaft befreit werden, ihr Zustand ist schlecht.

Christian Zaschke, London

Die englische Polizei hat vier Männer und eine Frau wegen des Verdachts der Sklaverei festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, 24 Männer gegen deren Willen auf einem Campingplatz in der Grafschaft Bedfordshire, nördlich von London, teils mehrere Jahre lang festgehalten und zur Arbeit gezwungen zu haben.

Sklaverei in England: Auf diesem Campingplatz in der Grafschaft Bedfordshire wurden mehrere Männer über Jahre als Sklaven gehalten - nun konnten sie von der Polizei befreit werden.

Auf diesem Campingplatz in der Grafschaft Bedfordshire wurden mehrere Männer über Jahre als Sklaven gehalten - nun konnten sie von der Polizei befreit werden.

(Foto: AFP)

Die Polizei hatte die Männer am Sonntagmorgen in einem Großeinsatz befreit. 200 Beamte, unterstützt von Hunden und Hubschraubern, stürmten das Gelände. Es könne noch mehrere Tage dauern, bis klar sei, was wirklich auf dem Campingplatz passiert ist, teilte die Polizei mit.

Dem ersten Anschein nach wurden die 24 Männer zu Sklavenarbeit gezwungen. Es handelt sich wohl um Obdachlose aus England und Osteuropa, die mit falschen Versprechungen auf den Campingplatz gelockt wurden; es wurden ihnen Arbeit, Logis, Verpflegung und ein Lohn von 80 Pfund am Tag in Aussicht gestellt.

Tatsächlich aber mussten die Männer in alten Wohnwagen, Anhängern und zum Teil in Hundezwingern hausen, es war laut Polizeiangaben "dreckig und eingeengt". Sie wurden laut ersten Mitteilungen zur unentgeltlichen Arbeit gezwungen und erhielten nur sehr wenig zu essen. Mindestens einer der Männer soll bereits seit 15 Jahren hier festgehalten worden sein.

Jahrelange Ermittlungen

Die fünf Festgenommenen werden des Verstoßes gegen Paragraph 71 des "Coroners and Justice Act" von 2009 verdächtigt, der Sklaverei und Zwangsarbeit unter Strafe stellt. Zudem wurden auf dem Gelände Waffen, Drogen und Geld gefunden.

Bereits seit 2008 ermittelte die Polizei im Umfeld des Campingplatzes, weil immer wieder Hinweise auftauchten, dass dort Männer gegen ihren Willen zur Arbeit gezwungen wurden. Kommissar Sean O'Neil sagte der BBC, man habe über die Jahre 28 Zeugen befragt, die von möglichen Vergehen berichtet hätten.

Den Männern auf dem Campingplatz wurden die Haare geschoren, laut Kommissar O'Neil wurden ihnen Prügel angedroht für den Fall, dass sie das Gelände verlassen. "Aber einige sind geflohen und haben uns gesagt, was da vor sich geht", sagte O'Neil.

Die 24 Männer sind fast alle in schlechtem körperlichen Zustand, sie werden derzeit medizinisch versorgt. Die fünf Festgenommen stehen bis auf weiteres unter Arrest, sie werden auf Polizeiwachen in den Grafschaften Bedfordshire und Hertfordshire befragt. Offenbar kommen sie aus Polen und aus Rumänien.

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