Festnahmen auf Mallorca:Hells Angels wollten Rennstrecke bauen

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Massenhaft Schwarzgeld, teure Immobilien und ein Plan: Die auf Mallorca festgenommenen Hells Angels hatten nach Informationen des spanischen Innenministeriums vor, auf der Ferieninsel eine Strecke für Autorennen zu errichten.

Einen Tag nach einer großangelegten Razzia auf Mallorca geht die spanische Polizei davon aus, dass die festgenommenen Mitglieder des Rockerclubs Hells Angels über Millionensummen an Schwarzgeld verfügen. Wie das spanische Innenministerium mitteilte, wollten die Männer das aus Deutschland und der Türkei stammende Geld in den Bau einer Autorennstrecke auf der Ferieninsel im Mittelmeer investieren und es auf diese Weise waschen.

Bei der "Operation Casablanca" waren nach Medienberichten etwa 200 Beamte im Einsatz. Sie durchsuchten mehr als 30 Wohnungen und Lokale und stellten Feuer- und Stichwaffen, zehn Autos, vier Motorräder, mehrere Boote sowie Juwelen und Drogen sicher.

Eine wichtige Einnahmequelle der Bande sei die sexuelle Ausbeutung von Frauen in Deutschland gewesen, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Die Opfer seien in Deutschland zur Prostitution gezwungen worden. Einige von ihnen hätten Teile ihrer Einnahmen persönlich nach Spanien bringen und Mitgliedern des Rockerclubs aushändigen müssen. Weitere Einnahmen hätten die Hells Angels mit der Erpressung von Schutzgeld erzielt. Die Opfer seien überwiegend auf Mallorca lebende Ausländer gewesen.

Luxusleben im Ferienparadies

Polizeikreise in Palma de Mallorca bestätigten mittlerweile Medienberichte, denen zufolge sich unter den Festgenommenen auch der Ex-Chef der Hells Angels in Hannover, Frank Hanebuth, befindet. Hanebuth war als mutmaßlicher Drahtzieher eines möglichen Auftragsmordes ins Visier der Kieler Justiz geraten. Diese Ermittlungen wurden mangels eines Tatnachweises eingestellt. Der einflussreiche Ortsclub der Rocker in Hannover wurde vor einem Jahr aufgelöst. Mehrere Hells Angels brachten sich danach laut Polizeiangaben in den Ortsclub auf Mallorca ein.

Zu den Ermittlungen sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in Niedersachsen: "Das ist ein rein spanisches Verfahren." Es seien lediglich zwei Beamte des Landeskriminalamtes zur Bewertung der Beweismittel hinzugezogen worden. Ein großer Teil der Verdächtigen weise Vorstrafen auf und habe auf Mallorca ein Luxusleben geführt, teilte die spanische Polizei mit.

Straßenschlacht am Ballermann

Der mutmaßliche Chef der Hells Angels in Deutschland und Europa habe auf einem Anwesen gelebt, dessen Wert auf 2,5 Millionen Euro geschätzt werde. Den Namen des Anführers nannte die Polizei nicht. Die spanischen Sicherheitskräfte stuften die Hells Angels als eine kriminelle Organisation ein, die sich mittels verschiedener illegaler Aktivitäten finanziert habe.

Der Untersuchungsrichter Eloy Velasco vom Nationalen Gerichtshof in Madrid reiste nach Informationen der Nachrichtenagentur EFE nach Mallorca, um die Festgenommenen zu vernehmen. Die Polizei hatte die Ermittlungen vor zwei Jahren aufgenommen. Die Hells Angels sind in Spanien weniger präsent als in anderen Ländern. Der Club auf Mallorca war nach Polizeiangaben der größte des Landes. Im Sommer 2010 hatten sich rivalisierende Rockerbanden in der Gegend der Strandbar "Ballermann" eine Straßenschlacht geliefert.

© Süddeutsche.de/dpa/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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