Festnahme in Tschechien:Polizei verhaftet mutmaßlichen Breivik-Nachahmer

Er hortete Waffen und Munition und soll in E-Mails den Namen von Anders Breivik benutzt haben: Die tschechische Polizei hat einen Mann verhaftet, der ähnliches geplant haben soll wie der Attentäter von Norwegen. Bei seiner Festnahme trug er einen Fernzünder bei sich.

Am kommenden Freitag fällt in Oslo das Urteil gegen den Mann, der am 22. Juli 2011 das schlimmste Massaker in Norwegen seit dem Zweiten Weltkrieg verübte, einen Massenmord, der das Land ins Trauma stürzte. Anders Behring Breivik tötete mit einer Bombe im Regierungsviertel von Oslo acht Menschen und setzte dann auf die Insel Utøya über, wo er das Feuer auf die Teilnehmer eines Jugendlagers eröffnete und 69 Menschen tötete.

Seine Taten waren ohne Beispiel, nicht nur in der norwegischen Rechtsgeschichte. Und doch wurde spätestens zu Beginn des öffentlichen Prozesses gegen den Islamhasser die Sorge größer, dass es Nachahmer geben könnte. Nachahmer, die durch die umfangreiche Berichterstattung über das Verfahren zusätzlich angestachelt werden könnten.

Einen solchen Nachahmer hat nun die tschechische Polizei verhaftet. Wie die britische BBC und die tschechische Nachrichtenagentur ČTK übereinstimmend berichten, wurde bereits vor einer Woche ein 29 Jahre alter Mann in der osttschechischen Stadt Ostrava festgenommen.

In seiner Wohnung fanden Beamte ein Sturmgewehr, Munition - und Teile einer Polizeiuniform. Wahrscheinlich habe er sich als Polizist ausgeben wollen, schlussfolgert ČTK. Auf der englischsprachigen Webseite der Agentur sind auf einer Fotografie Patronen zu sehen, die bei dem Mann entdeckt wurden.

Der Prag-Korrespondent der BBC berichtet, die Ermittler seien auf die Spur des Mannes gekommen, weil dieser den Namen des Attentäters von Norwegen in seiner E-Mail-Korrespondenz benutzte. ČTK bestätigt dies, bei der Agentur heißt es jedoch, die Polizei wollte sich zu diesem Punkt derzeit nicht weiter äußern.

Den Berichten zufolge trug der Verdächtige bei seiner Festnahme einen Fernzünder für einen Sprengsatz in seiner Wohnung bei sich, konnte von den Einsatzkräften der Polizei aber überwältigt werden, ohne diesen auslösen zu können. "Wir wissen jetzt, dass Teile des Sprengsatzes funktionierten. Trotzdem wäre bei der Fernzündung wahrscheinlich nichts passiert", zitiert ČTK den Chef der Kriminalpolizei von Ostrava, Radovan Vojta.

Ob der Mann konkrete Anschlagspläne verfolgte und wie diese aussahen, ist nicht bekannt.

Der Mann soll in der Vergangenheit schon einmal wegen des Zündens einer Bombe verurteilt worden sein.

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