Festnahme:Das Verbrechen von Villingendorf

Nach Familiendrama in Villingendorf

Polizeibeamte durchsuchen ein Waldstück bei Villingendorf, die Suche nach dem mutmaßlichen Täter zog sich über fünf Tage. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Nach dem Dreifachmord im Schwarzwald hat die Polizei den mutmaßlichen Täter gefasst. Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung konnten Streifenpolizisten den Mann verhaften.

Fünf Tage lang hielt die Suche nach einem mutmaßlichen Dreifachmörder die Menschen im Schwarzwald in Atem, Hunderte Polizisten waren an der Fahndung beteiligt. Seit Dienstag, 16.40 Uhr, hat die Suche ein Ende. Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung gelang es Streifenpolizisten, den Mann widerstandslos festzunehmen, der am Donnerstagabend in dem kleinen Ort Villingendorf wohl aus Eifersucht ein Blutbad angerichtet haben soll. Er steht unter dringendem Verdacht, am vergangenen Donnerstagabend seinen sechs Jahre alten Sohn, den neuen Partner seiner Ex-Frau und dessen Cousine erschossen zu haben.

Der mutmaßliche Täter suchte offenbar mit einer Kriegswaffe eine Feier anlässlich der Einschulung seines Sohnes heim. Die Ex-Frau konnte zu einem Nachbarn flüchten, einem dreijährigen Mädchen gelang es, sich vor dem Schützen zu verstecken. Ein weiterer Besucher der Feier holte während der Tat Getränke und blieb deshalb verschont.

Der Mann wird verdächtigt, seinen Sohn, die Cousine seiner Ex-Frau und deren Partner erschossen zu haben

In den Stunden vor der Festnahme hatte die Polizei mit etwa hundert Beamten in einem Waldgebiet rund um Villingendorf nach Spuren des Täters gesucht. Nach dem Verbrechen sollen dort nach Angaben aus der Bevölkerung Schüsse gefallen sein. Die Staatsanwaltschaft setzte am Dienstag eine Belohnung von bis zu 5000 Euro aus. Bei der 60-köpfigen Sonderkommission "Hochwald" gingen auf dem Hinweis-Telefon nach Angaben der Polizei mehrere Hundert Anrufe ein. Am Abend wollte die Polizei bei einer regulären Elternversammlung in Villingendorf Fragen beantworten und die Menschen beruhigen: Es handle sich um eine Beziehungstat und Unbeteiligte hätten von dem Mann nichts zu befürchten. An der Grundschule, wo der getötete Junge kurz zuvor eingeschult worden war, herrschte große Betroffenheit, wie der Schulleiter sagte. Demnächst solle eine Schülervollversammlung einberufen werden, um dem Kind mit einer Schweigeminute zu gedenken.

Nach seiner Flucht fand die Polizei ein Auto mit Kurzzeitkennzeichen, das sich der mutmaßliche Täter legal besorgt hatte. Seine Ex-Frau wurde an einem sicheren Ort rund um die Uhr bewacht. Bei dem tatverdächtigen Mann handelt es sich um einen 40-jährigen Kroaten, der nach dpa-Informationen aus Bosnien stammt. Die Ermittlungen richteten sich auf dieses Land, aber alle Länder des Schengenraums wurden in die Fahndung einbezogen.

Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) hat sich nach der Festnahme "total erleichtert und stolz" gezeigt. Sein Respekt gelte den zwei Streifenpolizisten, denen die Festnahme des immer noch bewaffneten Mannes ohne Blutvergießen gelungen sei. Der Mann hatte offenbar die Tatwaffe bei sich.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: