Familientrio:Was tun, wenn Kinder sich nur bedienen lassen?

Zwei Familien fahren gemeinsam in den Urlaub. Aber während die einen Kinder in der Küche mithelfen, machen die anderen gar nichts. Soll man sie dazu zwingen? Drei Experten antworten.

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kibiku

Quelle: Catherina Hess

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Wir fahren bald mit einer befreundeten Familie in den Urlaub. Die Kinder sind in einem Alter, in dem sie in der Küche mithelfen können. Aber unsere Freunde finden das nicht besonders wichtig, ihre Kinder lassen sich von vorne bis hinten bedienen. Unsere maulen schon jetzt, dass sie dann wieder als einzige mithelfen müssen. Was sollen wir tun? Maya K., Würzburg

Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie eine E-Mail an: familientrio@sueddeutsche.de.

Kirsten Fuchs

Quelle: Stefanie Fiebrig

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Ich stelle mir Ihren Urlaub so vor: Ihre Kinder helfen abends, und die anderen Eltern staunen, was Kinder so alles können. Alles erscheint so einfach, als hätten Sie alles im Griff. Und das haben Sie ja auch. Sie haben gesät, nun können Sie ernten: Kinder, die im Familiengefüge eine wichtige Rolle haben und in ihre Verantwortung hineinwachsen. Gleich muss ich weinen vor Rührung. Dass es das noch gibt! In Deutschland! In anderen Ländern ist es völlig normal, und keiner muss ein Kind trösten oder belohnen, weil es seinen Platz in der Familie hat. Ihre Kinder müssten automatisch Sondergenehmigungen erhalten, weil sie sich erwachsener verhalten als die anderen Kinder. Sie dürften länger aufbleiben, dürften mehr mitentscheiden, Dinge allein tun. Vielleicht klappt das nur, wenn Ihre Kinder wissen, dass das alles ein groß angelegter Plan einer verschworenen Gemeinschaft ist. Also bleiben Sie bei Ihrer Linie. In meiner Wunschvorstellung wäre es übrigens so, dass die Kinder der anderen Familie sich schämen und sich wünschen, sie hätten auch eine Aufgabe, und man würde ihnen auch etwas zutrauen.

Kirsten Fuchs ist Schriftstellerin und lebt mit Tochter, Mann und Hund in Berlin. Sie schreibt vor allem Kurzgeschichten und Romane, aber auch Theaterstücke sowie Kinder- und Jugendbücher. Ihr Buch "Mädchenmeute" erhielt 2016 den Deutschen Jugendliteraturpreis.

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Quelle: Anne Kring

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Es ist nur ein kurzer Urlaub und ich denke, ich würde die Gesellschaft und die gemeinsamen Mahlzeiten genießen und dafür ein paar Prinzipien zu Hause lassen. Wenn das hilft, können Sie Ihren Kindern sagen, dass Sie diesen Modus für die Ferien beschlossen haben und dass zu Hause wieder die alten Regeln gelten werden. Kinder werden nur in der Küche helfen, wenn ihr Beitrag wertgeschätzt wird und sie sich dabei wohl fühlen. Es sei denn natürlich, es geht Ihnen allein um die Pflicht. Ich finde es wichtig, dass unsere grundlegenden Familienwerte mit uns reisen, aber das Gute an Ferien ist ja auch, dass wir uns von unseren täglichen Routinen und Rollen erholen können. Ferien sind eine gute Gelegenheit, um Rollen und Routinen anzupassen - als Eltern wie auch als Paar.

Jesper Juul ist Vater, zweifacher Großvater und Familientherapeut in Dänemark. Er hat zahlreiche Erziehungsratgeber geschrieben, darunter den in 14 Sprachen übersetzten Bestseller "Dein kompetentes Kind".

Collien Ulmen-Fernandez

Quelle: Anatol Kotte

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Da stecken Sie in einer sehr unangenehmen Situation, denn Ihre Arbeitskraft und die Ihrer Kinder droht von den feisten Mitreisenden ausgenutzt zu werden. Ein sehr seltsames Bild, dass die Kinder der einen Familie für die Kinder der anderen Serviceleistungen ausführen, während die am Tisch sitzen und nur die gebrachten Speisen degustieren. Aber Sie sind nicht machtlos. Sie könnten mit Ihren Kindern einen Plan schmieden. Wie wäre es zum Beispiel, wenn Sie die Arbeiten bewusst mangelhaft ausführen, den Kindern der anderen Familie ungespülte Teller aufdecken, nur die eine Hälfte des Raumes fegen oder die Spiegeleier zum Frühstück anbrennen lassen ... All das verbessert schließlich Ihre Verhandlungsposition und sorgt außerdem für einen unterhaltsamen Urlaub. In jedem Fall aber sollten Sie Druck auf die mitreisende Familie ausüben, denn deren Einstellung wird den Kindern spätestens dann zum Verhängnis, wenn sie in eine eigene Wohnung ziehen und keine Ahnung haben, wie man eine Karotte schält. Ich wünsche Ihnen einen schönen Urlaub und eine erfolgreiche Revolution.

Collien Ulmen-Fernandes ist Schauspielerin und Moderatorin. Die Mutter einer Tochter hat mehrfach Texte zum Thema Elternsein veröffentlicht, 2014 erschien von ihr das Buch "Ich bin dann mal Mama".

Fotos: Stefanie Fiebrig, Anne Kring, Anatol Kotte

© SZ.de/eca
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