Familiendrama in Ilsede:Tochter soll sich gegen Vater gewehrt haben

Ein Messer war die Tatwaffe bei dem Familiendrama im Kreis Peine. Der Vater soll seine Kinder auf dem Ehebett aufgereiht haben. Ob die vier getöteten Kinder bei der Tat betäubt waren, ist noch unklar. Der tatverdächtige Vater liegt weiter im Koma, die Mutter soll bald vernommen werden.

Bei der Familientragödie im niedersächsischen Ilsede soll der Vater seinen vier Kindern die Kehle durchgeschnitten haben. Ihre Leichen wurden aufgereiht auf dem Ehebett gefunden, wie Polizeisprecherin Natascha Aust am Sonntagabend mitteilte. In ersten Obduktionsergebnissen war von schweren Schnittverletzungen die Rede gewesen.

Der tatverdächtige Vater schwebt den Angaben zufolge weiter in Lebensgefahr und liegt im künstlichen Koma. Er hatte nach der Tat versucht, sich das Leben zu nehmen. Es sei unklar, wann er vernehmungsfähig sei.

Der 36-Jährige steht im Verdacht, in der Nacht zum Freitag im niedersächsischen Groß Ilsede seine zwölfjährige Tochter und seine drei Söhne im Alter von neun, sieben und fünf Jahren getötet zu haben. Vermutlich waren Eheprobleme das Motiv.

Weitere Obduktionsergebnisse sollen in den nächsten Tagen vorliegen. Mit der Freigabe der obduzierten Kinderleichen rechnet die Polizei am Montag. Unklar ist, ob die Kinder betäubt waren. Das Mädchen habe sich gewehrt, während bei den Jungen keine Abwehrspuren entdeckt worden seien, sagte Aust. Die Leichen sollen am Montag freigegeben werden. Der Tatort sei voller Blut gewesen. "Selbst die erfahrenen Kollegen hat die Tat fassungslos gemacht und ihnen den Boden unter den Füßen weggerissen", sagte Aust.

Die Mutter der Kinder war im Urlaub im Ausland. Ihr Mann hatte ihr eine SMS gesendet, in der er die Tat andeutete. Die Frau leitete die Nachricht sofort an Verwandte weiter, die die Polizei alarmierten. Als die Retter in dem Haus eintrafen, fanden sie aber nur noch die Leichen der Kinder und den schwer verletzten Vater. "Wenn der Mann überlebt, wird ein psychiatrisches Gutachten unumgänglich sein", sagte der Hildesheimer Staatsanwalt Bernd Seemann.

Die Mutter der vier toten Geschwister sei inzwischen aus dem Ausland zurückgekehrt und könne im Laufe der Woche vernommen werden, sagte Aust. Nachbarn und Freunde stellten in Gedenken an die getöteten Kinder vor dem Reihenhaus der Familie Kerzen auf und legten Blumen nieder. Kinder hatten Bilder gemalt und Briefe geschrieben. Am Freitagabend hatten mehr als 200 Menschen, darunter viele Schulfreunde der Geschwister, in der kleinen St. Nikolai Kirche Abschied genommen.

Die Leitungen der Ilseder Realschule sowie der örtlichen Grund- und Hauptschule teilten den Eltern mit, dass die Schüler am Montag zunächst von ihren Klassenlehrern betreut würden. Man wolle den Kindern "in der Schule Raum geben, offene Fragen zu stellen und ihre Gefühle über diese Extremsituation zum Ausdruck zu bringen", hieß es in einem Schreiben der Realschule. Die Grund- und Hauptschule hat zudem ein schulisches Krisenteam eingerichtet. Es werde vom Krisen- und Notfallteam der Niedersächsischen Landesschulbehörde unterstützt.

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