Fall Trayvon Martin:Das Mädchen vom anderen Ende der Leitung

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Telefonierte als letzt mit Trayvon Martin: Rachel Jeantel (Foto: REUTERS)

Der schwarze Jugendliche Trayvon Martin hatte telefoniert, als er mit George Zimmerman aneinandergeriet und von ihm erschossen wurde. Nun hat Rachel Jeantel vor Gericht ausgesagt. Sie hatte Martin in seinen letzten Momenten am Telefon.

"Rachel Jeantel war das Mädchen am anderen Ende der Leitung", beginnt der Bericht der Washington Post zum Prozess "Bundesstaat Florida gegen George Zimmerman". In dem Verfahren gegen den Mann, der den 17-jährigen Trayvon Martin erschoss, hat am Mittwoch Rachel Jeantel ausgesagt. Die 19-Jährige ist eine Freundin Martins und telefonierte als letzte mit ihm - in den Momenten vor seinem Tod.

Die Schülerin ist eine der wichtigsten Zeugen für die Anklageseite, denn sie stützt die Version der Staatsanwaltschaft, dass Zimmerman Martin verfolgt und die Konfrontation mit dem Jugendlichen gesucht habe - und nicht etwa umgekehrt. Zimmerman sagt, Martin habe ihn angegriffen und er den Teenager aus Notwehr erschossen.

Vor Gericht schilderte Jeantel nun, wie sie mit Martin telefonierte, als dieser am Abend des 26. Februar 2012 durch die Wohnsiedlung Twin Lakes lief. Jeantel zufolge sagte Martin, er würde verfolgt. Bei der Wortwahl zur Beschreibung seines Verfolgers war er demnach nicht zimperlich. Er bezeichnete Zimmerman als "creepy-ass cracker" - was frei übersetzt in etwa "arsch-unheimlicher weißer Assi" heißt.

Der "Assi" sei Martin unheimlich geworden, sagte die Schülerin vor Gericht. Sie habe Geräusche eines Kampfs gehört. Dann sei das Gespräch plötzlich unterbrochen worden.

So wichtig ihre Aussage für die Anklage ist, so wackelig ist sie auch. Jeantel hatte bei der Polizei, bei Martins Familie und der Staatsanwaltschaft Falschaussagen gemacht und sich in Widersprüche verstrickt.

Jeantel sagte vor Gericht, Martin habe Zimmerman auch als "nigger" bezeichnet - das sei nunmal Slang. Eine ironische Randnotiz in einem Verfahren, in dem rassistische Hintergründe eine entscheidende Rolle spielen. Der Tod Martins hatte in den USA eine große Debatte über Diskriminierung ausgelöst.

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