Fall Stephanie:Mario M. drohte mit Selbstmord

20 Stunden lang hat der Kinderschänder Mario M. die Behörden auf dem Gefängnisdach zum Narren gehalten. Sachsens Justizminister ist die Sache "peinlich". Die Verantwortung dafür will aber keiner übernehmen.

Nach der Justizpanne um den mutmaßlichen Vergewaltiger der Schülerin Stephanie aus Dresden hat Sachsens Justizminister Geert Mackenroth (CDU) personelle Konsequenzen vorerst ausgeschlossen.

Sollten sich während der Überprüfung der Vorfälle allerdings Details heraustellen, die einen Rücktritt erforderlich machten, "dann klebe ich nicht am Sessel", sagte Mackenroth in Dresden. Für ihn als Justizminister sei es ein peinlicher Vorgang. "Diese Bilder sind peinlich".

Nach der Flucht des Angeklagten Mario M. auf ein Gefängnisdach sei es gerechtfertigt, von einer "Panne" zun sprechen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand seien jedoch die entscheidenden Vorschriften eingehalten worden. Auch habe es bei den verantwortlichen Justizbediensteten keine Versäumnisse gegeben.

"Bedauerlicher Einzelfall"

Mackenroth sprach von einem "bedauerlichen Einzelfall, der zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt eingetreten ist". Er bedaure, wenn sich die Traumatisierung der heute 14-jährigen Stephanie, die Mario M. laut Anklage Anfang des Jahres entführte, fünf Wochen lang missbrauchte und vergewaltigte, dadurch verstärkt habe.

Mario M. war am Mittwochmorgen an der Fassade auf ein Dach des Dresdner Gefängnisses geklettert und hatte dort 20 Stunden ausgeharrt, bevor ihn Psychologen gegen 03.50 Uhr zum Verlassen des Daches bewegen konnten.

Für Schwerverbrecher wie Mario M. solle der Hof künftig gesperrt werden. Als Konsequenz aus dem Vorfall würden zudem laut Mackenroth alle Justizvollzugsanstalten in Sachsen auf bauliche Lücken geprüft werden, auch um mögliche Nachahmungstäter abzuschrecken.

Landespolizeipräsident Klaus Fleischmann verteidigte die Polizeitaktik. Ein schneller Zugriff sei auf dem übersichtlichen Flachdach nicht möglich gewesen. "Wir mussten auf Zeit setzen", sagte er in Dresden. Mackenroth betonte, es sei darum gegangen, Mario M. am Leben zu halten, damit ihm ein rechtsstaatlicher Prozess gemacht werden könne.

M. habe sich ständig auf einer Ecke des Flachdaches aufgehalten, die bei einem Absprung tödlich gewesen wäre. Er habe die Beamten, die von einer Hebebühne aus mit ihm gesprochen hätten, darauf hingewiesen, dass er sich in die Spitzen eines Zaunes stürzen könnte.

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