Fall Oscar Pistorius:Staatsanwalt pocht auf harte Strafe

Olympic and Paralympic track star Oscar Pistorius attends his sentencing hearing at the North Gauteng High Court in Pretoria

Oscar Pistorius vor Gericht. Sein Anwalt sagt: "Er hat alles verloren."

(Foto: REUTERS)
  • Im Prozess gegen Oscar Pistorius fordert die Verteidigung, dem Sportler das Gefängnis zu ersparen - er habe echte Reue gezeigt und sei ein gebrochener Mann.
  • Die Staatsanwaltschaft will dagegen zehn Jahre Gefängnis für Pistorius.
  • Das Strafmaß wird am kommenden Dienstag verkündet, teilte das Gericht mit.

Staatsanwalt pocht auf harte Strafe

Im Finale des Prozesses gegen den südafrikanischen Sportler Oscar Pistorius hat die Staatsanwaltschaft eine harte Strafe gefordert. Chefankläger Gerrie Nel wies am Freitag Forderungen der Verteidigung nach einem milden Urteil zurück. Die Tötung eines Menschen sei auch dann ein schlimme Tat, wenn sie fahrlässig erfolgt, erklärte Nel vor dem Obersten Gericht in Pretoria.

Zehn Jahre lang soll Pistorius nach seinem Willen im Gefängnis büßen. "Zehn Jahre sind das Minimum", sagte Nel. Ein einfacher Hausarrest und die Pflicht zu gemeinnütziger Arbeit, wie von der Verteidigung vorgeschlagen, wären "schockierend unangemessen". Wenn das Gericht den Angeklagten nicht so bestrafe, wie die Öffentlichkeit dies zu Recht erwarte, könne das negative Rückwirkungen auf die gesamte Gesellschaft haben.

Verteidigung spricht von echter Reue

Zuvor hatte Verteidiger Barry Roux sich gegen eine Gefängnisstrafe für Pistorius ausgesprochen. Der 27-Jährige habe echte und tiefe Reue gezeigt und leide zutiefst darunter, dass er unter tragischen Umständen versehentlich seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen habe, so Roux. Pistorius selbst brach während des Plädoyers zum wiederholten Mal in Tränen aus.

Sein Mandant sei ein gebrochener Mann. "Er hat alles verloren", sagte Roux. "Er hat einen Menschen verloren, den er liebte, seine Selbstachtung, die meisten seiner Freunde, all sein Geld." Pistorius habe nur noch einen Wunsch: "So viel Gutes zu tun wie möglich." Direkt an die Richterin Thokozile Masipa gerichtet, fragte der Anwalt: "Ist das ein Mensch, den sie aus der Gesellschaft entfernen müssen? Wir sagen: Nein!"

Entscheidung am Dienstag

Der Sprinter hatte seine 29-jährige Freundin im Februar 2013 in seinem Haus bei Pretoria durch eine geschlossene Toilettentür hindurch erschossen. Er beteuert, sie mit einem Einbrecher verwechselt zu haben. Obwohl Pistorius bereits im September wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen worden war, stehen sich Verteidigung und Staatsanwaltschaft seit Montag nochmal gegenüber - und wollen Richterin Masipa zu einer möglichst milden beziehungsweise harten Strafe bewegen.

Nach den Schlussplädoyers hat Masipa einige Tage Zeit, um über Art und Umfang der Strafe zu entscheiden. Möglich wären laut südafrikanischem Recht bis zu 15 Jahre Haft, aber auch ein weit kürzerer Hausarrest. Am Dienstag will die Richterin ihre Entscheidung verkünden, kündigte sie zum Abschluss der Anhörungen an.

Drohungen aus dem Gefängnis

Auch eine Rolle bei der Entscheidung spielt wohl die Frage, ob Pistorius wegen seiner Behinderung im Gefängnis besonderen Gefahren ausgesetzt sein könnte. Dem 27-Jährigen wurden als Kleinkind beide Unterschenkel amputiert.

Verteidiger Roux warnte, Pistorius' Leben wäre akut gefährdet, wenn er ins Gefängnis geschickt würde. Er verwies auf Drohungen des im Gefängnis sitzenden Chefs einer Gangsterbande, den prominenten Sportler umzubringen.

Demgegenüber pochen die Staatsanwaltschaft und die Familie des von Pistorius erschossenen Models Steenkamp darauf, dass das einstige Sportidol für lange Zeit hinter Gitter kommt. "Herr Pistorius muss für das bezahlen, was er meiner Familie angetan hat", hatte eine Cousine der Getöteten vor Gericht gesagt.

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