Fall Maria Bögerl:Polizei bittet 3000 Männer zum Gentest

Noch immer gibt es keine entscheidende Spur zu dem Täter, der Bankiersgattin Maria Bögerl getötet hat. Oft wurde die Arbeit der Polizei kritisiert, doch jetzt scheinen die Ermittler einen neuen Ansatz zu haben: Sie haben 3000 Männer aufgefordert, eine DNA-Probe abzugeben.

Fast vier Jahre liegt das Verbrechen jetzt zurück. Fast vier Jahre schon lang sucht die Polizei nach der entscheidenen Spur, um den oder die Täter zu fassen, die Maria Bögerl getötet haben.

Im Mai 2010 wurde die damals 54-Jährige im baden-württembergischen Heidenheim verschleppt. Die Entführer meldeten sich telefonisch bei Thomas Bögerl, dem Ehemann und damaligen Chef der Heidenheimer Sparkasse, und forderten 300 000 Euro. Doch die Lösegeldübergabe scheiterte. Dann gab es keine Nachricht mehr von den Tätern. Zwei Tage später wurde das Auto von Maria Bögerl In Neresheim gefunden, einer kleinen Ortschaft, die etwa 15 Kilometer von Heidenheim entfernt liegt. Wochen später entdeckte ein Spaziergänger die Leiche der Frau in einem Wald bei Heidenheim.

Ermittlungsansätze hat die Polizei zwar viele, doch die entscheidende Spur war bisher nicht dabei. Auch zwei Aufrufe bei "Aktenzeichen xy" waren erfolglos. Mit einem groß angelegten Massengentest, der an diesem Freitag beginnt, hoffen die Ermittler nun weiterzukommen. 3000 Männer im Alter zwischen 18 und 65 Jahren werden um eine freiwillige Speichelprobe gebeten. Sie alle wohnen in Neresheim.

Ob die Ermittler die Täter tatsächlich in der 8000-Einwohner-Gemeinde auf der Schwäbischen Alb vermuten, ist unklar. Die Polizei sagt, der Massengentest diene lediglich zur Überprüfung von DNA-Spuren, die im Auto von Bögerl gefunden wurden und bisher noch nicht zuordnet werden konnten. Sie müssten nicht zwingend vom Täter stammen.

Ermittlungen in der Glücksspiel-Szene

Mehrfach war im Laufe der Ermittlungen ein Massengentest in Erwägung gezogen worden. Bis zuletzt hatte dem aber kein Richter zustimmen wollen. Anfang dieses Jahres hat das Amtsgericht Ellwangen den Test dann aber doch genehmigt. Offenbar war es gelungen, die als Täter infrage kommenden Männer einzugrenzen.

Möglicherweise steht die Polizei tatsächlich vor einem Ermittlungserfolg. Dafür sprechen dürfte neben der jetzt gestarteten DNA-Reihenuntersuchung auch die Aufstockung der Sonderkommission, die erst im Januar von 12 auf 19 Beamte vergrößert wurde. Es gebe noch wichtige Ermittlungsansätze, die so schneller abgearbeitet werden könnten, sagte ein Polizeisprecher zur Begründung.

Die Arbeit der Ermittler wurde in der Vergangenheit mehrfach kritisiert, unter anderem von den beiden Kindern des Ehepaars. Sie hatten der Polizei öffentlich Schlamperei vorgeworfen. Der zwischenzeitlich fälschlich unter Verdacht geratene Ehemann nahm sich gut ein Jahr nach dem Mord an seiner Frau das Leben.

Zwischenzeitlich sorgte ein Mann für Schlagzeilen, der die Polizei monatelang mit falschen Hinweisen in die Irre geführt hatte. Mit zwei verschiedenen Identitäten hatte sich der Mann immer wieder an die Soko gewandt, die Fahnder mit angeblichen Spuren in dem Fall versorgt und dafür mehrere tausend Euro Belohnung kassiert. Im November wurde er dafür zu drei Jahren Haft verurteilt.

Im Frühjahr 2013 dann schienen die Ermittler zunächst eine vielversprechende Spuren zu haben. Ins Visier geraten war die Glücksspiel-Szene in Neresheim und den nahegelegenen Städten Giengen an der Brenz und Dillingen an der Donau. Zu Festnahmen kam es dann aber nicht.

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