Fall Madeleine McCann:Eltern könnten Sorgerecht für die Zwillinge verlieren

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Maddies Eltern verlieren womöglich das Sorgerecht für ihre zweijährigen Zwillinge. Sozialarbeiter wollen prüfen, ob Sean und Amelie gefährdet sind.

Wolfgang Koydl, London

Die Eltern der seit mehr als vier Monaten verschwundenen vierjährigen Madeleine McCann könnten unter Umständen das Sorgerecht für ihre zweijährigen Zwillinge Amelie und Sean verlieren. Sozialarbeiter der Grafschaft Leicester, wohin Gerry und Kate McCann am vergangenen Sonntag zurückkehrten, wollen noch im Laufe dieser Woche in Gesprächen mit dem Paar feststellen, ob die beiden Kinder gefährdet sind.

Kate und Gerry McCann mit ihren Kindern Sean und Amelie bei der Rückkehr nach England (Foto: Foto: AP)

Behördensprecher betonten, dass dieses Vorgehen eine Standardmaßnahme sei, nachdem die McCanns von der portugiesischen Polizei offiziell zu Verdächtigen im Fall ihrer verschwundenen Tochter erklärt worden waren.

Bereits Anfang der Woche trafen sich Sozialarbeiter mit der Polizei, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Nach einem ersten Treffen mit den Eltern würde entschieden, ob weitere Erkundigungen - etwa beim Hausarzt der Familie oder bei der örtlichen Polizei in ihrem Heimatort Rothley - eingeholt werden müssen.

Falls die Sozialdienste zu dem Schluss kämen, dass sich die Kinder in der Obhut der Eltern in akuter Gefahr befinden, könnten sie sehr schnell aktiv werden. Sie könnten sie entweder in einem Heim oder in einer Pflegefamilie unterbringen, oder einen Elternteil auffordern, das gemeinsame Haus zu verlassen. Nach einer ersten Einschätzung gilt dies jedoch als unwahrscheinlich. Selbst wenn den McCanns das Sorgerecht entzogen würde, könnten die Zwillinge von anderen Familienmitgliedern betreut werden.

Unklarheit herrschte unterdessen über die DNS-Spuren, die angeblich im Kofferraum des von den McCanns 25 Tage nach dem Verschwinden ihrer Tochter angemieteten Autos gefunden worden waren. Die portugiesische Polizei dementierte britische Medienberichte, wonach das mit der Untersuchung der Proben beauftragte Labor in Birmingham in einem Fall eine hundertprozentige Übereinstimmung mit der DNS von Madeleine festgestellt habe.

Wie darüber hinaus verlautete, gilt es als so gut wie ausgeschlossen, dass die entdeckten DNS-Spuren vom Körper der Mädchens stammten, sondern wohl eher von "Textilien", an denen Hautpartikel oder Haare haften geblieben sein könnten.

Eine weitere DNS-Probe ergab nach diesen Berichten eine 80-prozentige Übereinstimmung mit dem genetischen Fingerabdruck des verschwundenen Mädchens. Nach Angaben des britischen Professors für Gerichtsmedizin, David Barclay, könnte dieses Sample aber auch von den Zwillingen Sean und Amelie stammen, da die DNS von Geschwistern in bis zu 15 von 20 relevanten Merkmalen übereinstimmen könne.

Der portugiesische Generalstaatsanwalt Jose Cunha de Magalhaes e Meneses hat unterdessen von der Polizei im Ferienort Portimao die Akte Madeleine angefordert. Er muss über das weitere Vorgehen entscheiden. Dabei stehen ihm drei Optionen offen: Er kann eine Fortsetzung der Ermittlungen anordnen, er kann die McCanns formell anklagen, oder er kann Beschränkungen über ihre Bewegungsfreiheit verfügen. Derzeit ist das Ehepaar nur gehalten, auf Anfrage binnen fünf Tagen zu Verhören nach Portugal zurückzukehren.

© SZ vom 12.09.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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