Fall Madeleine:Maulkorb für portugiesischen Richter

Wegen des großen Medieninteresses im Fall Madeleine will sich der zuständige Untersuchungsrichter in Portugal öffentlich äußern. Seine Vorgesetzten haben ihm nun einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die portugiesische Justiz will sich dem öffentlichen Druck im Fall Maddie nicht beugen: Der Richterrat lehnte am Dienstag einen Antrag des zuständigen Untersuchungsrichters Pedro Frias ab, sich öffentlich zum Stand der Ermittlungen zu äußern.

In einer Erklärung betonte das Gremium, zum derzeitigen Zeitpunkt sei es nicht Aufgabe des Untersuchungsrichters, die Öffentlichkeit zu informieren. Seine Aufgabe sei es einzig und allein, Entscheidungen über konkrete Ermittlungsvorhaben der Polizei wie Durchsuchungen oder Gutachten zu treffen oder einzugreifen, wenn die Rechte der Betroffenen berührt seien.

Angesichts der anhaltenden Medienspekulationen über das Schicksal der seit Anfang Mai verschwundenen Madeleine McCann hatte Frias das Gremium gebeten, ihn von seiner Schweigepflicht zu entbinden. Spätestens seitdem Maddies Eltern, Kate und Gerry McCann, am 8. September von der portugiesischen Polizei offiziell zu Verdächtigen erklärt wurden, hat das Interesse ein ungeahntes Ausmaß angenommen. Unterdessen wurde auch bekannt, dass sich die portugiesische Polizei von ihrem Sprecher Olegario Sousa getrennt hat.

Die portugiesische Polizei hält sich offiziell strikt an ihre Verpflichtung, sich nicht zu den laufenden Ermittlungen zu äußern. So schweigt sie auch zu den Vorwürfen gegenüber den McCanns.

Laut deren Freunden und Familie gehen die Ermittler davon aus, dass die Eltern den Unfall-Tod ihrer Tochter verschuldet und dann deren Leiche beseitigt hätten.

Mitarbeiter des Außenministeriums vertritt McCanns

Die McCanns beteuern bis heute, sie hätten mit dem Verschwinden ihrer Tochter nichts zu tun. Sie sind nach eigenen Angaben davon überzeugt, dass die damals Dreijährige aus der Ferienwohnung an der Algarve-Küste entführt wurde, während sie mit Freunden beim Abendessen in einem nahegelegenen Restaurant saßen.

Unterstützung erhielten die McCanns am Dienstag von dem Vertreter des britischen Außenministeriums, der ihnen in Portugal beistand. Er habe seinen Dienst quittiert, um künftig die Familie als Sprecher zu vertreten, teilte Clarence Mitchell im Beisein der McCanns vor deren Haus in Rothley mit. Er sei davon überzeugt, dass sie die "unschuldigen Opfer eines schrecklichen Verbrechens" seien, sagte Mitchell.

Während seiner gesamten Zeit mit den McCanns habe er nichts "gesehen oder gehört", was ihm verdächtig hätte vorkommen müssen. Davon auszugehen, dass das Ärztepaar Maddie Schaden zugefügt haben könnte, sei "lächerlich und absurd". Mitchell rief dazu auf, alle Spekulationen zu beenden und sich wieder auf das Schicksal des Mädchens zu konzentrieren.

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