Im Fall des gewaltsamen Todes der zweijährigen Lea Sofie hat die Kölner Staatsanwaltschaft einem Bericht zufolge Ermittlungen gegen die Polizei eingeleitet. Grund sei der Verdacht der unterlassenen Hilfeleistung, berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger. Demnach soll die Polizei einen Vermerk über den schlechten Zustand der Wohnung, in der das Kind lebte, wochenlang nicht an das Jugendamt weitergeleitet haben. Derzeit werde gegen Unbekannt ermittelt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Zeitung.
Der Vermerk wurde demnach etwa drei Wochen vor dem Tod des Kindes geschrieben. Darin ist die Rede von einer vermüllten und nicht kindgerechten Wohnung. Dem Bericht zufolge waren die Beamten von Nachbarn wegen Lärmbelästigung gerufen worden. Der Vermerk wurde demnach erst wieder entdeckt, nachdem das zweijährige Mädchen tot war.
"Da ist eindeutig ein Fehler geschehen", sagte Polizeidirektor Michael Temme der Zeitung. Entweder handle es sich um ein "bedauernswertes Versehen" oder aber einer der Beamten habe mit Blick auf den Inhalt "bewusst entschieden, dass der Vermerk erst einmal nicht an das Jugendamt geht, sondern dass sich der für den Bezirk zuständige Kollege um die Angelegenheit kümmern soll". Als dieser aus dem Urlaub zurückkehrte, konnte er das Papier nur noch an die mittlerweile gegründete Mordkommission weiterleiten.
Der Lebensgefährte der Mutter des Mädchens war am Freitag wegen Totschlags zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Die Mutter erhielt eine Jugendstrafe von sieben Jahren wegen Totschlags durch unterlassene Hilfeleistung. Der Mann hatte dem Mädchen durch heftige Schläge auf den Kopf massive Verletzungen zugefügt. Statt das Kind später zur Behandlung zu geben, ließ das Paar es in der Wohnung. Dort starb Lea Sofie wenige Tage später.