Fall Bögerl: Polizeipanne:Kein Lösegeld - wegen Mittagspause

300.000 Euo sollte Thomas Bögerl an den Entführer seiner Frau bezahlen. Doch weil die Polizei offenbar schlampte, wurde das Geld eine halbe Stunde zu spät übergeben.

Um 14 Uhr hätten die 300.000 Euro deponiert werden sollen. Doch erst 27 Minuten später deponierte Thomas Bögerl das vom Entführer seiner Frau geforderte Geld an der Übergabestelle. Wieso es zu dieser - möglicherweise tödlichen Verspätung für das Kidnapping-Opfer Maria Bögerl kam - ist bis heute nicht ganz klar.

Maria Bögerl, TTT

Bis heute ist der Fall der entführten und ermordeten Heidenheimer Bankiersfrau Maria Bögerl ungeklärt.

(Foto: dpa)

Nun berichtet der stern.de von einer von der Polizei verschuldeten Panne bei der Beschaffung des Lösegelds: Da die Ulmer Bundesbank-Filiale am 12. Mai zur Mittagszeit geschlossen gewesen sei, hätte der vom Entführer geforderte Betrag Euro nicht rechzeitig abgeholt werden können, schreibt das Magazin unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Beamten hätten die Bank nicht über die Entführung informiert. Die Heidenheimer Polizei wollte sich auf Anfrage zu dem Vorwurf nicht äußern.

Nach den Forderungen des Entführers sollte der Ehemann des Entführungsopfers das Lösegeld um 14 Uhr an einer Betriebseinfahrt der Autobahn 7 bei Heidenheim ablegen. Die sofort eingeschaltete Polizei entschied, dass das Lösegeld über die Gemeinde Niederstotzingen besorgt werden solle - unter dem Vorwand, dass die Kommune einen Blitzkredit benötige.

Zwei Mitarbeiter der Kreissparkasse Heidenheim erreichten dem Bericht zufolge gegen 13.15 Uhr die Ulmer Bundesbank-Filiale. Das Institut sei aber wie an jedem Werktag ab 13 Uhr für die Zeit der Mittagspause geschlossen gewesen. Mit der Bank sei keine Uhrzeit für die Abholung des Lösegeldes abgesprochen gewesen. Dabei sei gerade die Bundesbank die Einrichtung, bei der die Polizei in Entführungsfällen das Lösegeld besorge, hieß es in dem Bericht weiter. Erst gegen 13.45 Uhr konnten die Boten das Geld in Empfang nehmen. Thomas Bögerl legte das Geld anschließend mit etwa halbstündiger Verspätung am verabredeten Ort ab.

Die 54-jährige Maria Bögerl war am 12. Mai in ihrem Wohnhaus im Heidenheimer Stadtteil Schnaitheim entführt worden. Der Täter legte ihr Handschellen mit dem Aufdruck "Bianchi" an und benutzte ihr Auto. Er rief den Ehemann gegen 11.25 Uhr an, nannte sich "Schmid" und forderte 300.000 Euro Lösegeld. Bögerl sagte zu und legte das Geld in einem Müllsack an der Autobahn ab. Der Entführer ließ es jedoch dort liegen.

Am 5. Juni fand ein Spaziergänger unweit dieser Stelle die Leiche der Entführten, die erstochen wurde.

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