Fährunglück in der Ostsee:Kühlen statt Löschen

Das verheerende Feuer auf der Ostseefähre ist durch den Brand eines Lastwagenaggregats ausgelöst worden - das berichtet ein Zeuge. Noch immer versuchen Einsatzkräfte, die Flammen unter Kontrolle zu bringen.

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Auch noch Stunden nach dem Unglück brannte die Lisco Gloria. Doch am Samstagnachmittag gelang es Experten, das Schiff mit starker Schlagseite in dänischen Gewässern zu ankern. Den ganzen Tag versuchten Einsatzkräfte, das Passagierschiff am Sinken zu hindern. Mehrere Hilfsschiffe kühlten den Rumpf des brennenden Wracks mit Wasser aus Löschkanonen. Löschwasser kann auf brennenden Schiffen nur begrenzt eingesetzt werden, weil die Wassermassen auch große Frachter schnell zum Kentern bringen können. Ein Spezialteam ging von einem Hubschrauber aus an Bord und ließ den Anker der Lisco Gloria fallen. Sie setzten das Schiff damit etwa vier Kilometer südlich der dänischen Insel Langeland fest.

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Schock um Mitternacht: Eine Explosion auf dem Oberdeck hat die Passagiere der Lisco Gloria in der Nacht zum Samstag aus dem Schlaf gerissen. Die Ostsee-Fähre, die am späten Abend in Kiel gestartet und auf dem Weg ins litauische Klaipeda war, ging in kürzester Zeit in Flammen auf. In Panik sprangen einige der 236 Menschen an Bord ins Wasser.

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Dem Notruf der unter litauischer Flagge fahrenden Lisco Gloria folgte ein halbes Dutzend Schiffe, darunter die MS Deutschland. Gemeinsam mit einem Schiff der Bundespolizei habe die Fähre die Passagiere aufgenommen, teilte der Sprecher des Havariekommandos mit. Einige Menschen hätten aus dem Wasser gezogen und von Rettungsinseln geholt werden müssen. "Es fehlt keiner", sagte der Leiter des Lagezentrums im Innenministerium, Joachim Gutt. Er sprach von insgesamt 249 Menschen, die alle gerettet werden konnten. Toten oder Schwerstverletzten habe es nicht gegeben, so Gutt.

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Am frühen Samstagmorgen lief die MS Deutschland mit den Geretteten wieder im Kieler Hafen ein und machte an der Tirpitzmole fest. Im Minutentakt...

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... fuhren die Rettungswagen den Kieler Marinestützpunkt an, um die 21 Leichtverletzten zu versorgen. Drei Passagiere...

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... mussten mit Verdacht auf Rauchvergiftung per Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden. Ein Notarzt gab die Zahl der insgesamt verletzten Passagiere mit 28 an. Nach Angaben des Innenministeriums befanden sich unter den Geretteten 20 Deutsche. Die anderen Passagiere stammen aus Dänemark, Litauen, Lettland, Argentinien und Russland. Nach Angaben der Reederei kommt die Besatzung aus Litauen. An Bord reiste auch ein Säugling und eine Schulklasse aus Lettland mit.

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Die Geretteten, überwiegend Litauer und wenige Deutsche, wurden am Samstag im Kieler Marinestützpunkt medizinisch und seelsorgerisch versorgt. Die Menschen seien erschöpft. "Sie haben sehr schwere Stunden hinter sich", sagte der Leiter der Kieler Wasserschutzpolizei. Der Bruder eines geretteten 15-jährigen Passagiers sagte: "Er ist geschockt."

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Das leere Schiff, das über 200 Meter lang ist, brannte indes auch am Samstagmorgen noch lichterloh. Mehrere Schiffe mit Löscheinrichtungen versuchten, der Flammen Herr zu werden. Im Einsatz waren auch Feuerwehreinheiten aus Kiel, Rostock, Lübeck und Hamburg. "Das Feuer frisst sich immer weiter in das Schiff hinein", berichtete der Sprecher des Havariekommandos. Die Einsatzkräfte konzentrierten sich daher darauf, die Außenhülle zu kühlen, um ein Auseinanderbrechen und Sinken der Fähre zu verhindern. Eine Gefahr für andere Schiffe oder die Umwelt bestehe aber nicht.

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Die Lisco Gloria hat auch aufgrund des Löschwassers mittlerweile 15 Grad Schlagseite. "Das Schiff hält sich aber stabil", sagte der Sprecher des Havariekommandos. Wegen der 200 Tonnen Dieselöl an Bord wurde sicherheitshalber aber das dänische Umweltschiff Marie Miljø zur Verhinderung einer Ölpest herbeigerufen.

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Mittlerweile treibt das brennende Fährschiff nicht mehr ziellos auf der Ostsee. Wie der dänische Seenotrettungsdienst SOK mitteilte, konnten zwei an Bord gegangene deutsche Spezialisten die Anker zwei Seemeilen südlich der dänischen Insel Langeland werfen. Eine neue Explosion habe allerdings den Brand auf dem Schiff erneut verstärkt. Die Ursache der Detonationen...

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... ist bislang unbekannt. Die Lisco Gloria wurde erst 2002 gebaut. Das Innenministerium in Schleswig-Holstein geht allerdings von einem Unglück als Ursache aus. "Eine vorsätzliche Straftat oder ein Terroranschlag sind auszuschließen", sagte der Leiter des Lagezentrums im Innenministeriums Gutt. Sehr viel spreche für eine technische Ursache auf einem der transportierten Lastwagen. Der Sprecher der zuständigen Reederei DFDS äußerte ebenfalls die Vermutung, dass das Wagendeck der Fähre Ausgangsort des Unglücks sein könnte.

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Das Havariekommando hat für Angehörige der Lisco Gloria (hier ein Archivbild) ein Informationstelefon geschaltet. Auskunft gibt es unter der Nummer: +49 (0)4 31/16 06 66.

© sueddeutsche.de/dpa/dapd/Reuters/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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