Anklage wegen Mordes:41 Menschen droht Todesstrafe wegen Fabrikeinsturz in Bangladesch

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  • In Bangladesch sind nach dem Einsturz einer Textilfabrik 41 Menschen wegen Mordes angeklagt worden.
  • Vor zwei Jahren war der Rana-Plaza-Fabrikkomplex am Rande der Hauptstadt Dhaka eingestürzt und hatte mehr als 1000 Menschen unter sich begraben.
  • Viele Arbeiter hatten sich angesichts von Rissen in den Mauern geweigert, die Fabrik zu betreten. Die Betreiber antworteten mit dem Einsatz von Knüppeln.
  • Die meisten westlichen Modekonzerne lassen ihre Produkte in Bangladesch fertigen. Nach dem Einsturz wurden die Kontrollen der Gebäude verstärkt.

Angeklagten droht Todesstrafe

Mehr als zwei Jahre nach dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch mit mehr als tausend Toten sind 41 Menschen wegen Mordes angeklagt worden. Sollten sie verurteilt werden, droht ihnen die Todesstrafe. Unter den Angeklagten soll auch der Besitzer des Gebäudes, Sohel Rana, sein.

Bei dem Einsturz des Rana-Plaza-Fabrikkomplexes im April 2013 am Rande der Hauptstadt Dhaka waren 1135 Menschen gestorben, mehr als 1500 wurden verletzt. In dem mehrstöckigen Gebäude arbeiteten bis zu 5000 Menschen. Unter den Angeklagten seien die Eigentümer von sieben Fabriken, die in dem Gebäude ihren Sitz hatten, und zwölf Beamte, die verantwortlich waren für die Sicherheitskontrollen, ließ der Chefermittler verlauten. Es sei das schlimmste Industrieunglück in der Geschichte von Bangladesch, sagte er: "Alle 41 Angeklagten haben eine kollektive Verantwortung für diese Massentötung von mehr als 1100 unschuldigen Menschen."

Wie es zu dem Einsturz kam

Noch kurz vor dem Einsturz hatten sich viele Arbeiter nach eigenen Angaben geweigert, in die Fabrik zu gehen, weil sie angesichts von Rissen im Gemäuer eine Katastrophe befürchteten. Die Fabrikbetreiber antworteten den Berichten zufolge auf diese Sorgen mit dem Einsatz von Knüppeln. Wenig später stürzte das Gebäude ein.

Fabrikbesitzer Rana war wenige Tage nach dem Unglück an der Grenze zu Indien festgenommen worden, als er sich in das Nachbarland absetzen wollte. Er hatte das ursprünglich als Einkaufszentrum geplante Gebäude um drei auf neun Stockwerke ausbauen lassen und an die Fabrikanten vermietet.

Feuer zerstört Textilfabrik in Bangladesch

Das Unglück rückte die Sicherheitsprobleme in den Textilfabriken des Landes in den Fokus. Bangladesch ist nach China weltweit die Nummer zwei der Textilproduzenten. Die meisten westlichen Modekonzerne lassen ihre Produkte hier fertigen. Das Unglück von Rana Plaza führte dazu, dass die Kontrollen der Gebäude verstärkt und die Löhne angehoben wurden.

Allerdings ist erst in der Nacht zu Montag eine von internationalen Auftraggebern inspizierte Textilfabrik bei einem Feuer zerstört worden. Das sechsstöckige Gebäude brannte nach offiziellen Angaben völlig aus und stürzte in sich zusammen. Verletzt wurde niemand. Örtliche TV-Sender zeigten fast 1000 Textilarbeiter, die vor der Fabrikruine standen.

Das Gebäude in Sreepur außerhalb der Hauptstadt Dhaka war erst vor einem Jahr von Inspektoren des Aktionsplans für Feuer- und Gebäudesicherheit in Augenschein genommen worden. Die Experten empfahlen unter anderem, Feuerschutztüren und eine Sprinkleranlage einzubauen. Ob der Eigentümer der Fabrik das umgesetzt hatte, ist noch unklar.

© SZ.de/AFP/dpa/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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