Mit 15 Jahren das weibliche Geschlecht entdeckt, dann die erste Freundin, in flagranti von der Mutter erwischt, das Abitur - darüber braucht keine Biographie geschrieben zu werden. Wenn der Autor jedoch Fabian Hambüchen heißt und Deutschlands prominentester Turner ist, sieht es schon anders aus.
Da lohnt es sich auch mit nur 22 Jahren, sein Leben niederschreiben.
Bei Hambüchens Team-Kollegen stößt seine Biographie auf Unverständnis. "Alle, mit denen ich bisher darüber gesprochen habe, finden das alles nur lächerlich", meint der Cottbuser Philipp Boy am Rande einer Pressekonferenz zu den deutschen Turn-Meisterschaften in Berlin. Er gilt neben dem Unterhachinger Marcel Nguyen als härtester Rivale Hambüchens im Kampf um die deutsche Mehrkampf-Krone. "Ich selber werde so bald bestimmt keine Autobiographie schreiben. Man sagt ja, wenn man so was macht, geht es mit der Leistung bergab", fügt Boy hinzu.
Hambüchen ist an diesem Dienstag mit Auszügen aus seinem Buch Fabian Hambüchen. Die Autobiographie an die Öffentlichkeit gegangen. Der 22-jährige Reck-Weltmeister von 2007 und Olympia-Dritte von 2008 enthüllt vor Beginn der Turn-Meisterschaften per Vorabdruck in der Bild-Zeitung intime Einzelheiten seines Liebeslebens.
So stellt er unter anderem dar, wie ihn seine Mutter beim Sex mit seiner damaligen Freundin erwischte. Zudem schildert der Wetzlarer, wie Drogen seine Beziehung mit seiner ersten Partnerin bereits nach drei Monaten zerstörten - die Freunde der Liebsten übten nicht an Barrenholmen und Reckstangen, sie kifften vielmehr ständig und überall. Da war der Meisterturner in höchster Gefahr.
"Ich ging als unfreiwilliger Passivraucher ein enormes Risiko ein. Cannabis steht auf der Dopingliste. Selbst minimale Dosen, durch Passivrauchen konsumiert, könnten unter Umständen einen positiven Dopingtest zur Folge haben", schreibt Hambüchen in seinem Buch. "Plötzlich tauchte da vor meinem inneren Auge wieder die Headline auf: 'Hambüchen positiv getestet'. Das war ein Albtraum, und so weit durfte ich es nicht kommen lassen. Und so trennte ich mich von Lara, obwohl ich sie liebte", gesteht Hambüchen.
Der Mann hat Opfer erbracht.
Für Cheftrainer Andreas Hirsch ist die Veröffentlichung des Buches so kurz vor dem Höhepunkt der Saison mit den Weltmeisterschaften in Rotterdam (18. bis 24. Oktober) kein Problem. "Wenn jemand denkt, dass er sein Leben publizieren muss, so soll er das tun. Ich akzeptiere aber genauso, dass es andere nicht tun", sagt der Coach.
Hambüchen wird am Samstag leicht gehandicapt in die Titelkämpfe und damit auch die wichtigste WM-Qualifikation gehen. Der Turn-Star plagt sich mit Fußproblemen und konnte zuletzt nur eingeschränkt trainieren.
Von einer Freundin, die ihm bei all der aktuellen Seelenqual helfen könnte, ist derzeit nichts bekannt.