Explosion in Mexiko-Stadt:"Wir dachten, das Gebäude stürzt ein"

Unglück zum Schichtwechsel: Die Explosion im Keller der Pemex-Zentrale in Mexiko-Stadt ereignete sich zu einer Zeit, als besonders viele Menschen auf dem Firmengelände waren. Mindestens 32 Menschen kamen ums Leben, mehr als 120 wurden verletzt. Die Zahl der Opfer könnte noch steigen - die Suche nach Verschütteten hält an.

Es ist 15:45 Uhr, als die Zentrale des Erdölkonzerns Pemex erzittert. Der Büroturm wird von einer heftigen Explosion erschüttert. Dann stürzen Trümmer herab, Scheiben bersten, das Licht geht aus. "Wir dachten, das gesamte Gebäude würde einstürzen", berichtet Mario Guzman, der sich zum Zeitpunkt der Detonation im zehnten Stock des Hochhauses befand, dem Nachrichtensender CNN.

Nach Angaben verschiedener Medien ereignete sich die Explosion zur Zeit des Schichtwechsels - zu einer Zeit also, in der sich besonders viele Menschen auf dem Firmengelände bewegten. "Viele der Mitarbeiter, die das Gebäude gerade verlassen wollten, befanden sich in der Lobby, genauso wie Arbeiter, die ihre Spätschicht antreten wollten", berichtet BBC-Korrespondent Will Grant. Da sich die Explosion im Keller ereignete, wurde der Eingangsbereich in der untersten Etage am schlimmsten beschädigt.

Die Rede ist bislang von 32 Toten und mehr als 120 Verletzten, von denen nach Angaben des Innenministers Miguel Ángel Osorio Chong knapp die Hälfte in umliegende Krankenhäuser gebracht werden musste. Wie viele Menschen sich noch unter den Trümmern befinden, ist unklar. Die mexikanische Zeitung El Universal spricht in ihrer Online-Ausgabe von etwa 30 Verschütteten. Nur einer von ihnen konnte bislang lebend geborgen werden.

Unfall oder Anschlag - Peña Nieto warnt vor Spekulationen

Erste Fernsehbilder zeigten Sanitäter, die verwundete Menschen aus dem Gebäude tragen und Sicherheitskräfte, die in dem Büroturm nach Verschütteten suchen. Minuten nach der Explosion kreisten mehrere Helikopter über der Unglücksstelle, um Verletzte in Krankenhäuser zu transportieren. Dichter Rauch umhüllte das Gebäude, in dem sich die Explosion ereignet hatte.

Zwar handelte es sich dabei nur um Nebengebäude des 214 Meter hohen Pemex-Towers. Dennoch wurde auch der zweithöchste Wolkenkratzer von Mexiko-Stadt von den Sicherheitskräften evakuiert. Die Straßen in der Nähe des Komplexes wurden von der Polizei komplett abgeriegelt.

Pemex-Quellen gehen davon aus, dass eine Überhitzung der Kühlanlage zu dem Unglück geführt haben könnte. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Erdöl-Techniker, Moisés Flores, sprach von einer mangelhaften Wartung der Heiz- und Kühlanlage. Einer der Feuerwehrmänner, die die Unglücksstelle als erste erreichten, sagte CNN, er habe starken Gasgeruch wahrgenommen, als er das Gebäude betrat.

Mexiko Explosion Pemex

Mexikos Präsident Peña Nieto beim Besuch einer Verletzten: 46 Menschen wurden nach der Explosion in der Pemex-Zentrale in Krankenhäuser gebracht.

(Foto: REUTERS)

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto, der persönlich zum Unglücksort kam, warnte vor frühzeitigen Spekulationen. Er selbst habe noch keine Informationen über die Ursache der Explosion, eine gründliche Untersuchung müsse umgehend eingeleitet werden. Erst am Vortag hatte Peña Nieto über Pemex gesprochen und die Möglichkeit einer Privatisierung des Unternehmens im Rahmen einer geplanten Reform der Energiepolitik dementiert. Auch deshalb schwelen die Gerüchte, es könnte sich um einen Anschlag gehandelt haben.

Unterdessen geht die Suche nach Überlebenden weiter. Die Einsatzkräfte sind mit Hunden im Erdgeschoss unterwegs, zwischendurch wurde die Suche laut El Universal kurze Zeit unterbrochen, um die Standfestigkeit des betroffenen Gebäudes zu untersuchen.

Der 1984 eingeweihte Pemex Tower (Torre Ejecutiva Pemex) gilt wie die anderen Pemex-Gebäude als besonders erdbebensicher. Er konnte dem Beben der Stärke 8,2 von 1985 ohne Schäden widerstehen. Das Unternehmen gehört mit 32 Milliarden Dollar Umsatz im vergangenen Jahr zu den größten Erdölkonzernen der Welt. Bereits im September 2012 hatte das Unternehmen ein Unglück zu verkraften. Damals kamen bei einer Explosion in einem Pemex-Gaslager im nordmexikanischen Bundesstaat Tamaulipas 30 Menschen ums Leben.

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