Eurovision Song Contest (3):Max braucht jetzt Ruhe

Max soll Nerven bewahren. Alles wird gut. Besser als Österreich ist er allemal.

Von Oliver Fuchs

Unten am Hafen, in einer Seitenstraße, steht das Stefan-Raab-Studio. Davor wird gedrängelt, geschubst, geboxt. Die Klasse 11 a der Deutschen Schule Istanbul ist fast komplett da. Ein Mädchen hat einen Regenschirm mit der Aufschrift: "Große Kreisstadt Winnenden". Sie lächelt den Türsteher an, darf aber trotzdem nicht rein.

Max

RUHE JETZT!!

(Foto: Foto: ddp)

Er: "Dein Name ist nicht auf der Liste." Sie: "Ich kotz' gleich." Seltsam, dass man sich genau an den Wortlaut erinnert und an den Schirm aus Winnenden, Raabs letzte Istanbul-Total-Sendung hingegen schon beim Abspann vergisst.

Am Anfang hat wohl irgendwer irgendwas von einem Plakat vorgelesen, worauf alle irgendwie lachten; dann kam Christoph Daum, er sprach Deutsch und Türkisch, beides war ungefähr gleich informativ; zum Schluss dann Max, von dem man sich fragte, ob er sein Can't wait until tonight selber noch hören kann, so oft wie er es schon zu Wasser, in der Luft und bei Raab gesungen hat.

Aus dem von PR-Helfern zugesicherten Gespräch mit ihm wird leider nichts. Man müsse das verstehen: der Helikopter-Flug, die Bosporus-Bootstour, die täglichen Auftritte bei Istanbul Total - "Max ist nervlich am Ende", sagt ein Sprecher. "Max braucht Ruhe."

Das versteht man sehr gut, denn nervlich am Ende ist man selber auch. Neben dem Hotel wird an drei Baustellen gleichzeitig gehämmert und pressluftgebohrt.

Gegenüber liegt eine Disko, die auf Italo-House-Musik spezialisiert ist. Und auf der Rückseite beschallen Kneipenwirte die Straße mit Brit-Pop, französischen Chansons oder norwegischem Heavy Metal.

Zusammen ergeben diese Geräuschquellen vielleicht jenen gesamteuropäischen Sound, den der Grand Prix seit fast 50 Jahren sucht. Jedenfalls ist der Lebenslärm interessanter als viele Kunstprodukte, die bei den Generalproben fürs Finale (ARD, Samstag, fünf Stunden von 20.15 Uhr an) zu hören waren.

Die Ukraine bot schluchzende Shakiras, Albanien tränenerstickt Überkandideltes - und bei Österreich fragte man sich, wie die lieben Nachbarn es immer hinkriegen, in nur drei Minuten soviel Schrecken zu verbreiten.

Max soll Nerven bewahren. Alles wird gut. Besser als Österreich ist er allemal.

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