Europa in Froststarre:Italienische Fähre havariert in Schneesturm

Vor der italienischen Riviera ist im stürmischen Winterwetter erneut ein Schiff leckgeschlagen. Italien erlebt gerade die schwersten Schneefälle seit 25 Jahren und auch der Rest Europas hat mit Kälteeinbrüchen zu kämpfen. Im Osten sind bereits fast 200 Menschen ums Leben gekommen.

Der Schneesturm drückt das Fährschiff Sharden gegen einen Damm, ein 25 Meter langer Riss bildet sich im Rumpf, die 263 Passagiere an Bord geraten in Panik - zu frisch ist die Erinnerung an die Havarie der Costa Concordia vor wenigen Wochen: Bei schlechtem Wetter ist am Freitagabend vor der italienischen Küste bei Civitavecchia eine Fähre verunglückt. Die befürchtete Katastrophe blieb jedoch aus. Der Riss lag oberhalb der Wasseroberfläche, das Schiff wurde von zwei Schleppern in Sicherheit gebracht, alle Menschen an Bord blieben unverletzt.

Ferry ship 'Sharden' hit a protrusion of the harbor's embankment

Im Schneesturm wurde die italienische Fähre Sharden gegen einen Damm gedrückt, im Rumpf bildete sich ein langer Riss. Die mehr als 300 Menschen an Bord konnten das Schiff unbeschadet verlassen.

(Foto: dpa)

Die Fähre der Reederei Tirrenia sollte von Civitavecchia aus nach Olbia auf Sardinien fahren. Vom selben Hafen aus war die Costa Concordia in See gestochen; am Abend des 13. Januar havarierte das Kreuzfahrtschiff mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der toskanischen Insel Giglio. Bei dem Unglück kamen vermutlich 32 Menschen ums Leben.

Nicht nur im Schiffs- auch im Straßenverkehr Italiens sorgt der Wintereinbruch für schwere Behinderungen. In Rom lösten die stärksten Schneefälle seit Jahrzehnten ein Verkehrschaos aus. Tausende Autofahrer blieben auf glatten Straßen liegen, Busse kamen nicht voran. Rettungsmannschaften konnten nicht rechtzeitig helfen, berichteten die örtlichen Medien. "Rom wegen Schneefalls geschlossen", überschrieb Il Messaggero das Verkehrschaos am Freitag. Bürgermeister Gianni Alemanno wies Kritik wegen mangelnder Vorbereitung zurück und sagte, so stark habe es zuletzt 1985 in Rom geschneit. In der ganzen Stadt waren mindestens zehn Zentimeter Schnee gefallen.

Europa erlebt derzeit vielerorts die bislang kältesten Tage des Winters. In Deutschland wurde im Oberallgäu in der Nacht zum Samstag mit minus 27,3 Grad der niedrigste Wert dieses Winters gemessen. Das nächtliche Kältezentrum verlagerte sich damit von den östlichen Mittelgebirgen in das Alpenvorland - was auch die Nachbarländer zu spüten bekommen: In der Schweiz brachte die kälteste Februarnacht seit 30 Jahren sogar die sonst zuverlässige Schweizer Bahn in Schwierigkeiten gebracht. Wegen vereister Weichen kam es unter anderem auf der Strecke zwischen Lausanne und dem Genfer Flughafen zu Verspätungen. An vielen Orten wurden die tiefsten Temperaturen seit drei Jahrzehnten gemessen. Der Kältepol lag westlich von Luzern, wo auf der Glattalp am Samstagmorgen minus 34 Grad gemessen wurden.

In Österreich sorgte der Totalausfall eines Kraftwerks dafür, dass bei Außentemperaturen von minus 14 Grad in 10.000 Wohnungen in Salzburg die Heizung kalt blieb. In der Nacht zum Samstag sei in dem betroffenen Kraftwerk ein Heizkessel defekt geworden, teilten die städtischen Versorgungsbetriebe mit. Die Reparatur kann Medienberichten zufolge noch bis Sonntag dauern.

Schon 175 Kältetote in Osteuropa

Fatal wirkt sich die Kältewelle in Osteuropa aus: Dort kamen bei den eisigen Temperaturen bereits mindestens 175 Menschen kamen ums Leben - und die Zahl dürfte noch steigen. In Russland und der Ukraine errichteten die Behörden unter Hochdruck Notunterkünfte und boten medizinische Versorgung an. Die russische Nachrichtenagentur Itartass zitierte den stellvertretenden Gesundheitsminister Maxim Topilin mit den Worten, dass im Januar 64 Menschen erfroren seien. Der russische Katastrophenschutzminister Sergei Schoigu ordnete die Versorgung von Obdachlosen mit Lebensmitteln und Medikamenten an.

Am schlimmsten betroffen von der Kältewelle ist die Ukraine, wo bislang mindestens 122 Menschen starben - allein am Freitag kosteten Unterkühlung und Erfrierungen 38 Menschen das Leben. Das Gesundheitsministerium wies die Krankenhäuser an, obdachlose Patienten nach der Behandlung nicht in die Kälte zu entlassen. Draußen war es bis zu minus 32 Grad kalt. Im kleinen ukrainischen Hafen Odessa froren etwa 1.500 Schwäne, Enten und Seemöwen auf dem Eis fest.

Ein Ende der Kältewelle ist nicht in Sicht: So muss sich Rumänien, wo bisher mehr als zwei Dutzend Menschen an Erfrierungen starben, auf neue schwere Schneestürme einstellen. Auch in Deutschland wird es weiterhin frostig bleiben. Zwar soll sich der Frost laut Wettervorhersage leicht abschwächen, dafür sollen in der kommenden Woche auch Schneefälle hinzukommen.

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