Erschossener Teenager in Missouri:FBI ermittelt im Fall Michael Brown

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Demonstranten auf den Straßen von Ferguson im US-Bundesstaat Missouri. (Foto: REUTERS)

Drei Tage nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen afroamerikanischen Teenager in Ferguson kommt es erneut zu heftigen Ausschreitungen auf den Straßen. Die Polizei reagiert mit Gummigeschossen und Tränengas. Nun hat sich die Bundespolizei in die Ermittlungen eingeschaltet.

  • In der Kleinstadt Ferguson kommt es erneut zu schweren Unruhen wegen des Todes des schwarzen Teenagers Michael Brown.
  • Der unbewaffnete 18-Jährige war vergangenen Samstag aus bisher ungeklärten Gründen von einem Polizisten erschossen worden
  • Das FBI hat sich nun in die Untersuchung des Falls eingeschaltet.

Schüsse, Plünderungen und Festnahmen

Nach dem Tod eines schwarzen Jugendlichen am Wochenende in Ferguson im US-Staat Missouri ist es in der Nacht zu Dienstag erneut zu Unruhen gekommen. Dabei seien auch Schüsse gefallen, berichtete Polizeichef Thomas Jackson dem Sender CNN. Die Polizei habe Tränengas und Gummigeschosse eingesetzt, um eine Versammlung in einem Gebiet aufzulösen, in der es bereits am Sonntag zu Plünderungen gekommen sei, sagte Jackson. Gegen Mitternacht konnte die Situation beruhigt werden. Nach übereinstimmenden US-Medienberichten sind infolgedessen mindestens zehn Menschen festgenommen worden - überwiegend aufgrund von Ruhestörung. 32 Menschen waren bereits in der vergangenen Nacht inhaftiert worden. Polizei und Politiker riefen die Bevölkerung auf, sich zu beruhigen. Auch die Eltern des getöteten Jugendlichen forderten ein Ende der Gewalt. Browns Vater sagte: "Ich möchte nur Gerechtigkeit für meinen Sohn und den Fall klären. Wir alle müssen zusammenhelfen." Jon Belmar, der Polizeichef von St. Louis, kommentierte die Proteste folgendermaßen: "Die Öffentlichkeit hat das Recht, skeptisch zu sein. Aber ich möchte sie auch dazu auffordern, vernünftig zu reagieren."

Einsatzkräfte gingen mit Gummigeschossen und Tränengas gegen Demonstranten vor. (Foto: AFP)

Schweigeminute in der Kirche

Ruhiger ging es hingegen in einer Kirche südlich von Ferguson zu: Tausend Menschen versammelten sich, um dem getöteten Jugendlichen bei einer Schweigeminute zu gedenken. Die Bürgerrechtsorganisation NAACP hatte das Treffen einberufen. "Martin Luther King lebte und starb nicht, damit wir im Namen der Gerechtigkeit mitten in der Nacht stehlen können", sagte Cornell Brooks, Vorsitzender von NAACP, über die Unruhen. Über den 18-Jährigen sagte er: "Michael Brown bereitete sich auf das College vor, und nun bereitet sich seine Familie darauf vor, ihr Kind zu beerdigen. Sein Leben wurde durch eine tragische Begegnung mit der Polizei abgekürzt."

Das FBI ermittelt

Die Bundespolizei FBI hat inzwischen Ermittlungen eingeleitet. Die Untersuchungen würden parallel zu denen der Polizei im County St. Louis geführt, sagte eine Sprecherin. Es gebe keinen Zeitrahmen, das FBI werde den Fall "so effizient und gründlich wie möglich" analysieren. Die Bundespolizei schaltet sich wegen einer möglichen Verletzung der Bürgerrechte ein. Solche Fälle können den übermäßigen Einsatz von Gewalt durch Polizisten oder rassistisch motivierte Übergriffe betreffen.

"Gerechtigkeit für Michael Brown" fordern diese Bürger von Ferguson. (Foto: AFP)

Der Fall Michael Brown

Ausgelöst wurden die Unruhen am Samstag in einem überwiegend von Afro-Amerikanern bewohnten Vorort von St. Louis, als ein Polizist einen unbewaffneten schwarzen Jugendlichen erschoss. Ob der Schuss wirklich aus Notwehr abgefeuert wurde, wie die Polizei behauptet, ist fraglich. Laut Polizei soll der Jugendliche den Beamten während einer Auseinandersetzung in sein Dienstfahrzeug gedrängt haben. Dann sei mindestens ein Schuss abgegeben worden. Zeugen berichteten hingegen, der Jugendliche habe sich ergeben und zum Zeitpunkt seiner Erschießung die Hände in die Höhe gehalten.

Parallelen zu anderen Fällen

Der Fall weckt Erinnerungen an mehrere umstrittene Todesschüsse in den USA. Im Februar 2012 hatte George Zimmerman den 17 Jahre alten Schwarzen Trayvon Martin in Florida erschossen. Vor Gericht berief er sich erfolgreich auf Notwehr. Im November 2012 wurde der Jugendliche Jordan Davis nach einem Streit über laute Musik erschossen. Auch dessen Todesschütze Michael Dunn plädiert auf Notwehr, er wurde zwar verurteilt, allerdings nicht wegen Mordes.

© SZ.de/dpa/AFP/frdu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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