Ermittlungen:Zwei Festnahmen nach Gruppenvergewaltigung in Brasilien

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Unter den Verdächtigen sei auch der Freund des Opfers. Die 16-Jährige soll von mehr als 30 Männern missbraucht worden sein.

Ein 16 Jahre altes Mädchen soll in Brasilien von mehr als 30 Männern vergewaltigt worden sein. Ein Video der Tat erschien im Internet. Bei ihren Ermittlungen hat die brasilianische Polizei nun zwei Verdächtige festgenommen. Nach weiteren vier Verdächtigen werde gesucht, teilten die Ermittler in Rio de Janeiro mit.

Einem Bericht des Fernsehsenders Globo zufolge wurde der mutmaßliche Freund des Opfers, ein 20-jähriger Fußballspieler, am Montag in einem Restaurant festgenommen. Ein 22-Jähriger, der zugegeben hatte, das im Internet veröffentlichte Video der Gruppenvergewaltigung gedreht zu haben, stellte sich selbst der Polizei und wurde ebenfalls festgenommen. Unter den weiteren Gesuchten ist auch ein örtlicher Drogendealer.

Brasilien
:Proteste nach Gruppenvergewaltigung in Rio de Janeiro

Eine 16-Jährige soll in Rio von mehr als 30 Männern vergewaltigt worden sein. Ein Video des Überfalls wurde auf Twitter veröffentlicht. Brasiliens Interimspräsident will eine Sondereinheit bei der Bundespolizei schaffen.

Chefermittler nach umstrittenen Äußerungen abgelöst

Chefermittlerin in dem Fall ist seit Sonntag Cristiana Bento, nachdem ihr Vorgänger mit umstrittenen Äußerungen Kritik erregt hatte. Alessandro Thiers hatte unter anderem die Frage aufgeworfen, ob die Gruppenvergewaltigung möglicherweise "mit Einwilligung" des Opfers erfolgt sein könnte, ob sie "unter Drogen" gestanden habe und ob sich alles wirklich so zugetragen habe, wie von der jungen Frau geschildert. Außerdem soll Thiers in einer Vernehmung das Opfer gefragt haben, ob sie häufiger "aus Gewohnheit an Orgien teilnehme".

Die Jugendliche hatte bei der Polizei ausgesagt, sie sei von 33 Bewaffneten in dem Armenviertel sexuell missbraucht worden. Bento sagte, es stehe außer Frage, dass es eine Vergewaltigung gegeben habe. "Was ich beweisen will, ist das Ausmaß des Verbrechens, und wie viele teilgenommen haben." Die Jugendliche hatte sich nach Angaben der Ermittlerin erst an die Polizei gewandt, nachdem das Handy-Video im Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlicht worden war.

72 Stunden nach der Tat keine Spuren mehr auffindbar

Nach der Tat am 21. Mai war das Opfer für einige Tage verschwunden und dann wieder bei seiner Familie aufgetaucht. Die 16-Jährige wurde in einem Krankenhaus auf mögliche Geschlechtskrankheiten untersucht. Die Chefermittlerin sagte am Montag, es sei eine gängige Praxis, dass Drogendealer in Häuser gehen und junge Frauen sexuell misshandeln. Aus Angst vor den Männern schwiegen die Opfer meist, sagte Bento.

Die Rechtsmedizinerin Adriane Rego sagte, 72 Stunden nach einer Vergewaltigung sei es schwer, Beweise zu finden. Aber "die Tatsache, dass keine Beweise gefunden werden, heißt nicht, dass es kein Verbrechen gab".

© SZ.de/dpa/tamo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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