Ermittlungen zu Vierfach-Mord:Polizei untersucht Geldstreitigkeiten in der Familie

Warum mussten drei britische Touristen und ein Radfahrer in den französischen Alpen sterben? Nach dem rätselhaften Vierfach-Mord rückt jetzt der Bruder des getöteten Familienvaters in den Fokus der Ermittlungen.

Zwei Tage nach dem rätselhaften Vierfach-Mord in den französischen Alpen reißen die Spekulationen um die Hintergründe der Tat nicht ab. Nun scheint es einen ersten konkreteren Verdacht zu geben: Anlass für den Mord an vier Menschen in Ostfrankreich könnte womöglich ein Familienstreit um Geld gewesen sein.

UK Home Of Family Killed And Injured In French Alps Shooting

Polizisten vor einem Haus in England, in dem die getöteten Familienmitglieder gewohnt haben sollen. Der Bruder des Opfers soll nun "sehr lange" befragt werden.

(Foto: Getty Images)

Eines der Mordopfer, der erschossene Familienvater, habe anscheinend Geldstreitigkeiten mit seinem Bruder gehabt, sagte der ermittelnde Staatsanwalt der Nachrichtenagentur AFP. "Diese Information scheint seriös zu sein, sie stammt von der britischen Polizei." Einem Bericht der britischen Zeitung Daily Mirror zufolge ging es um eine Erbschaft von mehr als einer Million Euro.

Nach Angaben aus französischen Polizeikreisen hat sich der Bruder des Mordopfers bei der britischen Polizei gemeldet und seine Unschuld beteuert. Er müsse nun "sehr lange" befragt werden, sagte der französische Staatsanwalt. Zugleich warnte er aber auch davor, aus den neuen Informationen voreilige Schlüsse zu ziehen.

Bei dem kaltblütigen Mord waren am Mittwochnachmittag auf einem Waldparkplatz in der Nähe von Annecy der 50-jährige Vater, seine Frau und deren Mutter sowie ein Fahrradfahrer, der vermutlich zufällig am Tatort vorbeifuhr, getötet worden. Nach Informationen von Sky News seien die drei ermordeten Familienmitglieder jeweils durch zwei gezielte Schüsse in die Stirn gestorben. Der Sender bezieht sich bei den Angaben auf britische Polizeiquellen.

Der französische Radfahrer, dessen Leiche außerhalb des Fahrzeuges gefunden wurde, hatte demnach fünf Schusswunden. Die Aktion soll nicht länger als 30 Sekunden gedauert haben. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Schüsse von mehreren Schützen abgefeuert wurden.

"Es gab den Willen zu töten"

Die Staatsanwaltschaft leitete am Freitag zwei Ermittlungsverfahren wegen "Mordes" an den Erwachsenen und "versuchten Mordes" an den Mädchen ein, wie ein Behördenvertreter mitteilte. "Es gab den Willen, alle lebenden Personen zu töten", hob er hervor. Zwei Untersuchungsrichter wurden mit dem Fall betraut.

Jede Spur werde "akribisch" verfolgt, ließen die Ermittler wissen. Am Freitag sollten die Leichen untersucht und ein Aufruf nach Zeugen gestartet werden, meldete der französische Rundfunk.

Die Opferfamilie ist irakischer Abstammung und lebte in Großbritannien, die Großmutter war schwedische Staatsbürgerin. Wie durch ein Wunder überlebten die beiden kleinen Töchter des getöteten Paares. Das ältere Mädchen wurde am Kopf schwer verletzt, seine jüngere Schwester versteckte sich stundenlang unter den Beinen ihrer leblosen Mutter im Fußraum des Autos.

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