Ermittlungen zu entführtem Unternehmer:Ein bunter Kajak und viele Spekulationen

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33 Hinweise sind nach der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" zum Fall des entführten Unternehmers aus Brandenburg eingegangen. Eine heiße Spur ist jedoch nicht darunter. Die Ermittler untersuchen nun einen sichergestellten Kajak - und eine Boulevardzeitung spekuliert über einen Militär-Hintergrund des Täters.

Auf zwei Booten transportierte der Entführer sein Opfer Stefan T. über den Storkower See bis zu einer Schilfinsel. Ein rot-gelbes Kajak konnten die Ermittler sicherstellen - es wird nun auf Fingerabdrücke und DNS-Spuren untersucht. (Foto: dapd)

Die drei Verbrechen sind so brutal wie rätselhaft - und sollen alle von demselben unbekannten Täter begangen worden sein. Im August 2011 wird Petra Pepper, Frau des Millionärs Christian Pepper, vor dem Anwesen der Familie im brandenburgischen Bad Saarow brutal niedergeschlagen. Zwei Monate später fallen Schüsse auf dem Grundstück der Unternehmerfamilie, der unter anderem das Europa-Center in Berlin gehört. Die Tochter, das mutmaßliche Ziel des Schützen, bleibt unverletzt, doch ihr Bodyguard wird getroffen und schwer verwundet.

In der vergangenen Woche schlägt der Pepper-Attentäter dann mutmaßlich erneut zu: In Storkow, ebenfalls in Brandenburg, wird am Freitagabend der schwerreiche Unternehmer Stefan T. aus seinem Haus entführt. Am Sonntag nach einem 36-stündigen Martyrium gelingt dem 51-Jährigen die Flucht.

Zwar scheint mittlerweile festzustehen, dass die Kriminalfälle zusammenhängen. An einem Projektil, das im Haus des entführten Unternehmers Stefan T. gefunden wurde, soll DNS-Material sichergestellt worden sein, das mit den Spuren im Fall Pepper übereinstimmt. Ansonsten stehen die Behörden jedoch vor einem Rätsel - auch ein Beitrag in der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY ... ungelöst brachte nicht den erhofften Durchbruch bei den Ermittlungen.

Keine heiße Spur nach TV-Sendung

33 Hinweise seien nach Ausstrahlung der Sendung am Mittwochabend eingegangen, sagte der Sprecher des Brandenburger Polizeipräsidiums, Rudi Sonntag. Die Hinweise aus der Bevölkerung würden "akribisch abgearbeitet". Eine heiße Spur sei nach ersten Erkenntnissen aber nicht darunter.

Die Hoffnungen der Ermittler ruhen nun vor allem auf einem bereits am Sonntag sichergestellten Kajak, mit dem der Entführer sein Opfer durch einen See gezogen hatte. Das auffällige, rot-gelbe Paddelboot war in der Nähe einer Schilfinsel in der Gemeinde Wendisch Rietz entedeckt worden. Der Kajak wird derzeit auf Fingerabdrücke und mögliche DNS-Spuren untersucht.

Etwa 200 Beamte sind im Einsatz in der eigens gebildeten Besonderen Aufbau-Organisation (BAO) "Imker" - wegen der auffälligen Maske des Entführers aus einem grobmaschigen Netz. Nach Angaben von Sonntag werden aktuell Anwohner, Angler, Jäger und Wassersportler befragt. "Jeder Hinweis ist wichtig", so Polizeisprecher Sonntag.

Polizeisprecher Sonntag wies Spekulationen zurück, der Entführer könnte ein ehemaliger Elitesoldat der DDR-Armee NVA oder früherer Stasi-Mitarbeiter sein. Die Bild-Zeitung hatte einen Mordermittler aus Frankfurt (Oder) mit den Worten zitiert: "Es kann gut sein, dass der Täter ein Ex-Soldat ist, der nach seiner aktiven Laufbahn den Weg ins zivile Leben nicht richtig gefunden hat und frustriert ist."

Das Blatt nannte als Beleg dieser These die guten Ortskenntnisse des Unbekannten auf dem ehemaligen Militärgelände zwischen Bad Saarow und Storkow. Außerdem scheine der Täter gut durchtrainiert und Einsätze in Dunkelheit und Kälte gewohnt zu sein.

Die Ermittler stufen den Täter als hochgefährlich ein. Den Angaben zufolge soll er etwa 1,70 bis 1,85 Meter groß und 25 bis 50 Jahre alt sein. Er spricht deutsch.

© Süddeutsche.de/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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