Ermittlungen zu "Costa Concordia"-Unglück:Mitarbeiter berichten von Partys, Drogen und Prostitution

Wer ist schuld an der Havarie des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia"? Neue Erkenntnisse zu den Zuständen auf dem Schiff treiben die Ermittlungen voran: Eine italienische Zeitung zitiert nun eine frühere Costa-Mitarbeiterin, die von Alkohol, Drogen und ausschweifenden Partys berichtet.

Innerhalb von fünf Wochen kam es auf zwei Kreuzfahrtschiffen der Reederei Costa Crociere zu Zwischenfällen. Der eine endete in einem Unglück, der andere fand ein vergleichsweise glimpfliches Ende. Für die Eignerfirma bedeuten die Havarie der Concordia und der Brand an Bord der Allegra auch einen schweren Imageschaden. Die Aussagen einer ehemaligen Mitarbeiterin rücken die Zustände an Bord der Costa-Schiffe noch weiter in schlechtes Licht.

Ermittlungen zu "Costa Concordia"-Unglück: Bei der Havarie der Costa Concordia am 13. Januar kamen 32 Menschen ums Leben. In den Ermittlungen berichten frühere Mitarbeiter von ausschweifenden Partys an Bord.

Bei der Havarie der Costa Concordia am 13. Januar kamen 32 Menschen ums Leben. In den Ermittlungen berichten frühere Mitarbeiter von ausschweifenden Partys an Bord.

(Foto: AFP)

Die italienische Zeitung La Stampa zitierte in ihrer Donnerstagsausgabe aus Ermittlungsakten zur Havarie der Concordia. In dem Bericht werden die Aussagen eines Besatzungsmitglied wiedergegeben, das 2010 zwei Monate auf der Concordia gearbeitet hatte. "Die Offiziere und Besatzungsmitglieder waren sehr oft betrunken", sagte die Frau laut La Stampa. "Wir haben uns auf den Partys oft gefragt: 'Wer würde das Schiff retten, wenn es einen Notfall gibt?'". Sie soll zudem ausgesagt haben, von einem Kollegen sexuell belästigt worden zu sein, der "vollkommen auf Drogen" war.

Eine andere Frau, die 2010 einen Monat lang unter Costa-Concordia-Kapitän Francesco Schettino arbeitete, der damals noch auf der Costa Atlantica eingesetzt war, sagte dem Artikel zufolge aus, sie habe auf dem Schiff "Korruption, Drogen und Prostitution" vorgefunden. "Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie Offiziere Kokain eingenommen haben."

Costa Crociere fährt nach eigenen Angaben einen strikten Anti-Drogen-Kurs und testet Besatzungsmitglieder regelmäßig auf Drogenmissbrauch. Ein Test, dem sich Schettino nach der Havarie der Costa Concordia unterzog, zeigte, dass der Kapitän zum Unglückszeitpunkt keine Drogen zu sich genommen hatte. Es konnte aber früherer Kokain-Konsum nachgewiesen werden.

Die Costa Concordia war am 13. Januar vor der italienischen Toskana-Küste auf einen Felsen aufgelaufen und gekentert. Bei dem Unglück starben 32 Menschen. Gegen Schettino läuft ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung, Schiffbruchs und dem vorzeitigen Verlassen des Schiffs. Zudem wird gegen acht weitere mutmaßliche Verantwortliche ermittelt, unter ihnen drei Mitarbeiter von Costa Crociere.

Die Reederei geriet diese Woche wegen einer Havarie ihres Kreuzfahrtschiffes Costa Allegra im Indischen Ozean erneut in die Schlagzeilen. Das Schiff konnte nach einem Brand im Maschinenraum zu den Seychellen geschleppt werden, am Donnerstag gingen die mehr als 1000 Passagiere und Besatzungsmitglieder an Land.

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