Ermittlungen:Vetternwirtschaft führte zu Explosion in Tianjin

Ermittlungen: Der Schauplatz der Exoplosion. Ermittler decken jetzt illegale Machenschaften der Lagerbetreiber auf.

Der Schauplatz der Exoplosion. Ermittler decken jetzt illegale Machenschaften der Lagerbetreiber auf.

(Foto: AFP)
  • Nach einer Detonation im Containerhafen von Tianjin decken die Ermittler jetzt zweifelhafte Machenschaften der Betreiber des explodierten Gefahrengutlagers auf.
  • Vier Eigentümer und Manager wurden festgenommen.
  • Bei dem Unglück vor einer Woche sind in der chinesischen Hafenstadt mehr als 100 Menschen gestorben.

Nach dem Unglück in Tianjin vor einer Woche enthüllen die Ermittler jetzt illegale Machenschaften der Betreiber des Unternehmens Ruhai Logistik. In der chinesischen Hafenstadt sind bei der Explosion eines Gefahrengutlagers mit 3000 Tonnen gefährlichen Chemikalien 114 Menschen gestorben.

Vier Eigentümer und Manager von Ruhai Logistik wurden bereits festgenommen. Sie sollen Vorschriften bewusst missachtet und Vetternwirtschaft mit Aufsichtsorganen betrieben haben. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet von zweifelhaften Genehmigungen und Verstößen gegen die Sicherheitsvorschriften. Erst nachdem sich im Volk Empörung gegen die Informationspolitik der Regierung im Falle der Explosion breit gemacht hatte, präsentierte die staatliche Agentur diese Ergebnisse.

"Gute Beziehungen" zu Behörden

Bei den Ermittlungen wurden, so Xinhua, "falsche Eigentumsverhältnisse" beim Betreiber des Lagers festgestellt. Der Sohn eines früheren Polizeichefs und ein ehemaliger Manager eines staatlichen Chemie-Konzerns hätten über Strohmänner die Mehrheit der Anteile an der Firma erworben und ihre guten Beziehungen ausgenutzt - etwa um nötige Zertifikate der Feuerwehr sowie der Land-, Umwelt- und Sicherheitsschutzbehörden zu erhalten. Über Monate hinweg transportierte das Unternehmen Chemikalien ohne Genehmigungen.

Standort durchgefallen, neuer Gutachter beauftragt

Auch die Lage des Gefahrengutlagers stellt einen Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften dar. Es war nur etwa halb so weit von Wohnblocks entfernt wie vorgeschrieben. Ein Manager von Ruhai Logistik räumte ein, man habe ein anderes Unternehmen für die benötigten Feuerschutzdokumente beauftragt, nachdem der Standort bei der Erstbesichtigung durchfiel.

65 Menschen weiterhin vermisst

Die Bergungsarbeiten im Detonationsgebiet gehen schleppend voran. Noch immer werden nach Angaben des Staatsfernsehens 65 Menschen vermisst. Mehr als 670 Verletzte werden in umliegenden Krankenhäusern behandelt. Von 114 Toten wurden 101 identifiziert. Unter ihnen sind 53 Feuerwehrleute und sieben Polizisten.

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