Erfurt:Totes Baby im Gefrierfach - Richter senkt Strafe für Mutter

  • Das Landgericht Erfurt verhängt eine mildere Strafe gegen eine Mutter, die ihr Baby nach dessen Tod ins Gefrierfach gelegt hatte.
  • Die Frau muss dreieinhalb ins Gefängnis - das Urteil ist noch nichts rechtskräftig. Die Verteidigung hat eine weitere Revision angekündigt.

Das Urteil: Strafe abgemildert

Im neu aufgerollten Prozess um ein im Gefrierfach gefundenes totes Baby hat das Landgericht Erfurt eine mildere Strafe gegen die Mutter verhängt. Die Kammer verurteilte die 43-Jährige wegen Totschlags durch Unterlassen zu dreieinhalb Jahren Haft.

Das sind zwei Jahre weniger als im ersten Urteil, das der Bundesgerichtshof aufgehoben hatte. In einem ersten Verfahren vor drei Jahren hatte das Landgericht die Frau zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Auch das neue Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung hat eine weitere Revision angekündigt.

Die Umstände der Tat: Tod durch Unterkühlung

Die heute 43-Jährige hatte ihren Sohn im Februar 2008 ohne fremde Hilfe in einer Erfurter Wohnung zur Welt gebracht. Nach der Geburt kümmerte sie sich nicht um den Jungen. Obwohl er vor Hunger und Kälte schrie, ließ sie ihn unversorgt neben sich liegen. Sechs bis acht Stunden später starb das Kind der Anklageschrift zufolge wahrscheinlich an Unterkühlung.

Die Argumentation des Gerichts: Eingeschränkt einsichtsfähig

Nach Überzeugung des Gerichts befand sich die Mutter zur Tatzeit in einer psychischen Ausnahmesituation und war nur eingeschränkt einsichtsfähig. Das habe ein psychologisches Gutachten ergeben. Bedingt durch den Tod ihres Hundes und die Geburt habe sie an Depressionen und an einer posttraumatischen Belastungsstörung gelitten.

Mit dem Urteil blieben die Richter unter der von der Staatsanwaltschaft beantragten Haftstrafe von vier Jahren. Die Verteidigung hatte auf eine zweijährige Bewährungsstrafe plädiert.

Zulasten der 43-Jährigen wertete die Kammer die Umstände, unter denen der kleine Junge ums Leben kam. Zu ihren Gunsten rechnete ihr das Gericht an, dass sie mittlerweile verheiratet sei, eine Therapie begonnen und eine 14 Monate alte Tochter habe.

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