Erfolgsquote bei "Wer wird Millionär?":Nicht-Akademiker raten besser

Durch scheinbar logische Überlegungen schließen Akademiker schneller Antworten aus, die richtig sind. Nicht-Akademiker gehen eher auf Nummer sicher, nutzen ihre Joker früher und hören auf, wenn sie etwas nicht wissen.

Von Rebecca Gudisch

Der Durchschnittskandidat sieht so aus: Er ist 38 Jahre alt, männlich, hat ein Kind, kommt aus den alten Bundesländern und nimmt 31.670 Euro mit. Wer Günther Jauch bei "Wer wird Millionär" gegenübersitzt, hat die Chance, den Gewinn seines Lebens zu machen - oder aber sich vor sieben Millionen Zuschauern zu blamieren. Wer nämlich "Ich möchte jemanden anrufen" sagt, stellt klar: Hier stößt er an die Grenze seines Wissens. Das falle vor allem Akademikern schwer, behauptet nun Joachim Prinz der Universität Witten/Herdecke.

Erfolgsquote bei "Wer wird Millionär?": Die Sängerin Alexandra Greinwald hat 500.000 Euro bei Günther Jauch gewonnen.

Die Sängerin Alexandra Greinwald hat 500.000 Euro bei Günther Jauch gewonnen.

(Foto: Foto: dpa)

Prinz betrachtete rund ein Viertel aller 902 Kandidaten und kam zu einem erstaunlichen Ergebnis: Arbeiter oder Angestellte ohne Studium schneiden im Schnitt besser als Akademiker ab. Nur bei den vier bisherigen Millionengewinnern (ein Professor, ein Philosophie-Student, eine Medizinerin und eine arbeitslose Hausfrau) überwiegen studierte Kandidaten. Ihren Gewinn aber ließ Prinz bei der Berechnung außen vor, um das Ergebnis statistisch nicht zu verzerren.

"Für Akademiker ist es wichtig, ihr Prestige zu wahren", so eine Erklärung von Prinz. Zwar können Universitäts-Absolventen im Schnitt besser logisch schließen, seien sie aber wohl weniger selbstkritisch.

Durch scheinbar logische Überlegungen schließen sie schneller Antworten aus, die richtig sind. Nicht-Akademiker gehen eher auf Nummer sicher, nutzen ihre Joker früher und hören auf, wenn sie etwas nicht wissen.

Nicht-Akademiker raten besser

Prinz berücksichtigte nicht nur den Gewinn, sondern auch die Stufe, auf der ein Kandidat stand, wenn er eine Frage falsch beantwortete und zurückfiel. Auch hier kamen Akademiker nicht weiter als Angestellte. Zwei Drittel der Kandidaten haben jedoch Abitur, sagt Prinz. "Um es platt zu formulieren: Dumme Leute kommen gar nicht auf den Kandidatenstuhl, weil sie zuerst die anspruchsvollen Vorrunden überstehen müssen."

Überlegt haben sich diese Fragen Günter Schröder und sein zehnköpfiges Team der Firma Mind The Company. Vermeintliches Bildungswissen helfe tatsächlich nicht immer weiter, sagt Schröder. "Wir denken unsere Fragen eher in einem assoziativen Prozess aus. Da geht keiner den Brockhaus durch."

Bei insgesamt 40 Themenfeldern ist es vielmehr wichtig, sich überall etwas auszukennen. "Wenn man an eine Sport-Frage oder einer Britney-Spears-Frage für 2000 Euro gerät, nützt auch kein Physik-Diplom mehr. " Oft sei es sowieso besser, auf die erste Intuition zu vertrauen als zu lange zu grübeln - speziell bei leichteren Fragen.

Mittlerweile bereiten sich viele Kandidaten durch Quiz-Spiele regelrecht auf die Show vor, sagt Frank Rendez von "Wer wird Millionär": "Wir stellen insgesamt fest, dass die Kandidaten immer geübter werden und weniger Anfängerfehler machen."

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