Erdbebenopfer in der Türkei:13-Jähriger nach vier Tagen gerettet

108 Stunden im Schutt eines eingestürzten Hauses: Im türkischen Erdbebengebiet ist ein 13 Jahre alter Junge lebend geborgen worden. Wenige Stunden zuvor konnten die Helfer bereits zwei junge Männer aus den Trümmern ziehen. Doch die Hoffnung, noch weitere Überlebende zu finden, schwindet - die Rettungskräfte kämpfen mit Schnee und Kälte.

Fast 108 Stunden nach dem schweren Erdbeben in der Türkei haben Rettungskräfte einen 13-Jährigen Jungen lebend aus den Trümmern in der Stadt Ercis geborgen. Der Junge sei verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu.

13-Jähriger vier Tage nach Erdbeben in der Türkei gerettet

In der Nacht zum Freitag konnten Suchmannschaften einen 13-Jährigen aus den Trümmern bergen und ins Krankenhaus bringen.

(Foto: AP)

Auch im Laufe des Donnerstags waren noch Verschüttete lebend gefunden worden: Zwei 18 und 19 Jahre alten Opfer seien von Suchmannschaften aus eingestürzten Häudern befreit worden, berichteten türkische Fernsehsender. Einer der jungen Männer war am Morgen gerettet worden, am Abend war ein zweiter gefunden und in einem Hubschrauber zur Behandlung in die Provinzhauptstadt Van geflogen worden.

Jedoch schwinden nun die Hoffnungen, noch weitere Menschen lebend zu finden. Einsetzender Schneeregen erschwerte die Bergungsarbeiten. Nach wie vor sucheh aber Rettungsmannschaften in den Trümmern nach Menschen. Bisher haben die Retter etwa 2300 Verletzte registriert, die Zahl der Todesopfer erhöhte sich auf mehr als 550. Mindestens 186 Personen konnten lebend aus den Trümmern geborgen werden.

Aus dem Ausland traf Hilfe für die Erdbebenopfer ein. Israel lieferte am Donnerstag in einem Flugzeug Wohncontainer nach Ankara, die mit Lastwagen in die Provinz Van gefahren werden sollen. Zudem wurden Hilfslieferungen der Vereinten Nationen erwartet, die Tausende Zelte sowie Decken und Matratzen einfliegen sollten. Am Freitag will das Deutsche Rote Kreuz von Berlin aus 500 Familienzelte sowie Decken und Heizöfen in die Türkei fliegen.

Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül hatte für Freitag einen Besuch in dem Katastrophengebiet angekündigt, sagte diesen dann aber wieder ab. Türkische Medien berichteten, ihm sei davon abgeraten worden, weil dies die Rettungsarbeiten erschweren könne.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte Baufirmen und Aufsichtsbehörden am Vortag schwere Versäumnisse vorgeworfen. Bei der Katastrophe sei der Beton einiger Gebäude wie Sand zerbröselt. Die Nachlässigkeit von Kommunen, Bauunternehmen und Kontrolleuren sei als ein Verbrechen zu betrachten.

Das Erdbeben mit einer Stärke von 7,2 hatte am Sonntag in der Provinz Van fast 2300 Häuser zerstört. Die Region im Südosten des Landes wird mehrheitlich von Kurden bewohnt. Die Türkei wird immer wieder von heftigen Erdbeben heimgesucht.

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