Naturkatastrophe im Himalaya:Nachbeben erschüttern Nepal

Naturkatastrophe im Himalaya: Nach dem schweren Erdbeben in Nepal sind viele Häuser in Kathmandu nur noch Schutt.

Nach dem schweren Erdbeben in Nepal sind viele Häuser in Kathmandu nur noch Schutt.

(Foto: AP)
  • Mehr als 2400 Menschen sind bei dem schweren Erdbeben in Nepal ums Leben gekommen.
  • Erste internationale Hilfslieferungen sind in der Krisenregion bereits eingetroffen.
  • Mit Hubschraubern suchen Rettungskräfte Überlebende in entlegenen Gebieten, auch am Mount Everest.
  • Mehrere Nachbeben erschüttern die Region.

Es ist genau 11.56 Uhr, als am Samstag in Nepal die Erde bebt. Millionen von Menschen im ganzen Land, aber auch in Indien, China, Bangladesch und Pakistan spüren, wie sich der Boden unter ihren Füßen bewegt. Das Bebens hat die Stärke 7,8. Überall stürzen Menschen auf die Straßen. Doch viele schaffen es nicht, ehe ihre Häuser und Geschäfte über ihren Köpfen zusammenfallen.

Die Zahl der Toten steigt auch einen Tag nach der Katastrophe immer weiter. Erst war von 700 Menschen die Rede, dann von 870, am Sonntag dann von mehr als 2400. Das Innenministerium in Kathmandu teilt mit, mehr als 4700 Menschen seien verletzt worden. Und es wird befürchtet, dass sich die Zahlen noch weiter erhöhen.

Klar ist: Es ist das schlimmste Erdbeben, das der Himalaya-Staat seit Jahrzehnten erlebt hat.

Internationale Helfer sind bereits vor Ort

An diesem Sonntag ist bereits internationale Hilfe eingetroffen. Hilfsorganisationen hatten sich schon am Samstag auf einen Einsatz im Katastrophengebiet vorbereitet. Die USA, Großbritannien, Pakistan und andere Länder haben Experten für die Suche von Verschütteten entsandt.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat der nepalesischen Regierung Unterstützung zugesichert. Die Bundesregierung stehe bereit, nach Kräften zu helfen, ließ die Kanzlerin mitteilen. Sie sei bestürzt über das Ausmaß der Naturkatastrophe und die hohe Zahl der Opfer.

Deutsche Helfer sind bereits auf dem Weg in die Region. Am Montag soll ein Hilfsflug des Deutschen Roten Kreuzes Zelte, Decken, Hygienepakete und auch eine Trinkwasseraufbereitungsanlage nach Nepal transportieren. Gerade Trinkwasser wird in den vom Erdbeben betroffenen Gebieten dringend benötigt.

Katastrophale Situation vor Ort

Besonders schlimm hat es die Menschen in Nepals Hauptstadt getroffen. Das Zentrum des Bebens, das dem Geoforschungszentrum in Potsdam zufolge eine Stärke von 7,8 erreichte, liegt nur 80 Kilometer von Kathmandu entfernt. Zahlreiche alte Häuser und historische Stätten krachten zusammen.

Die Überlebenden sammeln sich überall in den Straßen. Stundenlang harren sie dort aus, verbrachten die Nacht im Freien, zu ängstlich, um in ihre Häuser zurückzukehren. Denn mehrere Stunden lang zittert die Erde weiter - die nepalesischen Seismologen verzeichneten insgesamt mehr als 20 Nachbeben. "Wir fürchten uns so, dass noch einmal ein großes Beben kommt. Wie können wir da ins Haus gehen?", fragt ein Betroffener.

"Überall liegen umgefallene Mauern und Häuser", beschreibt ein anderer die Lage in seinem Viertel. "Ich habe gesehen, wie zwei Menschen in der New Road starben, als Teile eines Gebäudes auf sie herabfielen." Die Krankenhäuser seien mittlerweile überfüllt, und die Menschen würden notdürftig in den Straßen behandelt. Der Student Shyam Krishna sah, wie eine Kirche in sich zusammenfiel - und die etwa 40 bis 50 Gläubigen, die sich im Inneren befanden, unter sich begrub.

18 Lawinen-Tote

Das Erdbeben hatte auch eine Lawine am Mount Everest ausgelöst, bei der 18 Menschen starben. Die Lawine ging in der Nähe des Everest-Basislagers ab, wo sich Hunderte Bergsteiger auf den Aufstieg auf den höchsten Berg der Welt vorbereiteten. Am Sonntag landeten dort mehrere Hubschrauber, um Verletzte zu bergen und nach Überlebenden zu suchen.

Regierung in Kathmandu ruft den Notstand aus

Wer irgendwie kann, packt allerorten mit an und versucht, die Verschütteten zu retten. Doch es fehlt an vielem, unter anderem an schwerem Gerät. So graben manche Helfer mit bloßen Händen. Auch Touristen, die sich gerade in Nepal aufhalten, helfen.

Die Regierung in Kathmandu hat den Notstand ausgerufen und umgerechnet 4,5 Millionen Euro für die Rettungsmaßnahmen bereitgestellt. Indiens Luftwaffe brachte 43 Tonnen Hilfsgüter und rund 200 Einsatzkräfte in die Region. Die russische Regierung hat ebenfalls angekündigt, 50 Hilfskräfte sowie Technik in die Katastrophenregion zu entsenden.

Die Lage ist noch kaum zu überblicken

Wie schlimm aber die Situation im Rest des Himalaya-Landes ist, könne derzeit noch niemand sagen, sagen Hilfsorganisationen. Die Kommunikation mit den entlegeneren Regionen des gebirgigen Landes ist extrem schwierig. Die Netze der Mobilbetreiber sind überlastet, das Festnetz funktioniert oft nicht. Doch die Zeit drängt.

Auch im angrenzenden Indien, in der chinesischen Region Tibet und in Bangladesch sind nach Behördenangaben Dutzende Tote zu beklagen.

Nachbeben erschüttert die Region

Am Sonntag erschütterten mehrere Nachbeben die Region, eines hatte die Stärke 6,7. Das Epizentrum lag diesmal nordöstlich der Hauptstadt Kathmandu nahe der Grenze zu China, teilte die US-Erdbebenwarte USGS mit. Bergsteiger am Mount Everest berichteten, dass das Beben eine weitere Lawine ausgelöst habe.

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