Erdbeben in Haiti:Regierung stellt Suche nach Verschütteten ein

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Anderthalb Wochen nach dem Erdbeben in Haiti erklärt die Regierung die Rettungsarbeiten für beendet. Den Überlebenden wollen auch Stars wie George Clooney helfen.

Elf Tage nach dem verheerenden Erdbeben hat die Regierung in Haiti die Suche nach Überlebenden für beendet erklärt. Seit dem Beben am 12. Januar seien 132 Menschen lebend aus den Trümmern geborgen worden, teilten die Vereinten Nationen am Samstag in Genf mit.

Leben im Provisorium: Die Hilfe für die Überlebenden hat in Haiti nun Priorität. (Foto: Foto: Getty)

Wie das haitianische Innenministerium am Freitag mitteilte, wurden nach dem Erdbeben vor anderthalb Wochen bislang mehr als 111.000 Tote gezählt. Mehr als 193.000 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt.

Noch am Freitag konnten zwei Menschen lebend aus den Trümmern eingestürzter Häuser gerettet werden - ein kleines Wunder. In der Hauptstadt Port-au-Prince bargen israelische Rettungskräfte einen 21-Jährigen aus den Überresten seines Schlafzimmers. Der Zustand des völlig erschöpften Mannes wurde als stabil bezeichnet.

Auch eine 84-jährige Frau wurde lebend geborgen. Ihr Zustand sei aber schlecht, sagte ein behandelnder Arzt. Möglicherweise werde die Frau nicht überleben. Sie erhält im Krankenhaus Sauerstoff und Infusionen. Die Frau wurde in der Nähe des Fußballstadions von Port-au-Prince gefunden.

Notunterkünfte für 400.000 Menschen geplant

Die verzweifelte Lage dort hat unterdessen eine beispiellose Flucht der Notleidenden aus der Hauptstadt in Gang gebracht. Hunderttausende Haitianer ziehen mit ihren Familien in Bussen, auf Fähren oder sogar zu Fuß aufs Land oder in weit entfernte Küstenstädte, wie Mitarbeiter von Hilfsorganisationen am Freitag mitteilten. Für 400.000 Menschen werden Notunterkünfte vor Port-au-Prince angelegt, die für einen Großteil der Menschen zur dauerhaften Station werden könnten.

Die USA und die Vereinten Nationen legten derweil in einer schriftlichen Vereinbarung die Form ihrer Zusammenarbeit bei der internationalen Hilfe für Haiti fest. Die Übereinkunft wurde am Freitag unterzeichnet, teilte die amerikanische UN-Botschafterin Susan Rice am UN-Sitz in New York mit.

Demnach werden die US-Truppen die internationalen Hilfsmaßnahmen nach dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar unterstützen, bleiben aber unter ihrem eigenen Kommando. Die US-Streitkräfte behalten außerdem die Zuständigkeit für den haitianischen Luftraum, die Häfen und die Straßen.

"Lasst uns Haiti wiederaufbauen"

Um die Hilfen für Haiti besser zu koordinieren, treffen sich am Montag Vertreter mehrerer Geberländer zu Beratungen im kanadischen Montréal. Zugleich wollen sie eine Geberkonferenz im März vorbereiten. Nach der Katastrophe ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre dringend auf Hilfe von außen angewiesen.

An dem Krisentreffen der "Freunde Haitis" in der kanadischen Metropole nimmt allen voran US-Außenministerin Hillary Clinton teil, die die führende Rolle der Vereinigten Staaten bei den Hilfseinsätzen weiter verfestigen dürfte. Angekündigt hat sich Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner.

Zu den weiteren Teilnehmern zählen Brasilien, Argentinien, Mexiko und Spanien. Venezuela, Bolivien und Nicaragua hingegen boykottieren die Konferenz. Sie werfen USA "neokolonialistisches" Verhalten vor.

Um Hilfe für den zerstörten Karibikstaat bemühten sich auch zahlreiche internationale Topstars. In einer gigantischen TV-Benefizgala warben sie um Spenden für die Opfer der Erdbebenkatastrophe. Die zweistündige Show, die am Samstagfrüh mitteleuropäischer Zeit aus New York, London, Los Angeles und Haiti gesendet wurde, stand unter dem Motto "Hope for Haiti Now".

"Die Menschen in Haiti brauchen unsere Hilfe", erklärte der US-Schauspieler und Organisator der Veranstaltung, George Clooney, zu Beginn. "Sie sollen wissen, dass sie nicht alleine sind. Sie sollen wissen, dass wir uns ums sie kümmern." Zum Abschluss der Show rief der haitianische Musiker Wyclef Jean aus: "Lasst uns Haiti wiederaufbauen!" Mit einer der Flagge des Landes um den Hals sang er das Lied "Rivers of Babylon".

Weitere Teilnehmer der Spenden-Gala waren unter anderem Beyonce, Madonna und Rihanna. Ferner traten während der Show Bruce Springsteen, Alicia Keys, Stevie Wonder, Taylor Swift, Justin Timberlake und Keith Urban auf.

© AFP/APD/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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