Entscheidung vor Gericht:Kassen zahlen Intersexuellen keine Brustvergrößerung

Ihre Brüste seien zu klein, um sich als Frau zu fühlen. Deswegen hat eine intersexuelle Frau bei der Krankenkasse eine Brustvergrößerung beantragt. Die Kasse lehnte das jedoch ab und bot ihr eine Alternative an.

Ein genetischer Mann, der wegen einer Hormonstörung äußerlich wie eine Frau aussieht und sich auch als Frau fühlt, kann einen kleinen Busen nicht auf Kosten der Krankenkasse vergrößern lassen. Das hat am Dienstag das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel entschieden. Wie bei Transsexuellen müssten die Krankenkassen auch Intersexuellen keine Brustvergrößerung bezahlen, wenn ihr Busen einen BH der untersten Körbchengröße A ausfüllt.

Intersexuelle sind Menschen, die genetisch, von den Geschlechtsorganen oder von der Produktion der körpereigenen Hormone her, keinen Geschlecht eindeutig zuzuordnen sind. Im Unterschied zu Transsexuellen, die meist biologisch einem Geschlecht zugeordnet werden, sich jedoch diesem angeborenen Geschlecht nicht zugehörig fühlen.

Die Klägerin gehört von ihren Chromosomen her zum männlichen Geschlecht. Wegen einer Biosynthesestörung bildet ihr Körper aber nicht das männliche Hormon Testosteron. Deshalb hat sich ihr Körper äußerlich weiblich entwickelt. Sie hat zwar keine Eierstöcke und keine Gebärmutter, aber eine Scheide und Brüste in Körbchengröße A bis B. Diese seien aber zu klein, um ihr eine Identitätsfindung als Frau zu ermöglichen, meinte die Klägerin. Bei ihrer Krankenkasse beantragte sie daher eine Brustvergrößerung.

Die Krankenkasse lehnte dies jedoch ab und bot ihr stattdessen eine Psychotherapie an. Die Kasse verwies auf ein Urteil des BSG vom September 2012. Danach haben Mann-zu-Frau-Transsexuelle, also Männer, die sich als Frau fühlen, nur dann Anspruch auf eine Operation zur Brustvergrößerung, wenn diese nach der üblichen Hormonbehandlung die kleinste BH-Körbchengröße A noch nicht "voll ausfüllt".

Wie nun das BSG entschied, gilt dieser Maßstab auch für Intersexuelle. Es gebe keinen Grund, sie anders zu behandeln.

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