Entführte Sahara-Touristen:Die Übergabe verzögert sich

Es gebe zur Zeit einen Stillstand, der ins Auge gefasste Zeitraum sei nicht mehr haltbar, hieß es in Kreisen der Unterhändler. "Da die Geiseln noch nicht in der Hand der malischen Behörden sind, betrachten wir sie nicht als frei", erklärte Malis Kommunikationsminister in Bamako. "Wir hoffen heute auf ihre Freilassung."

Es gebe noch keine gesicherten Erkenntnisse, dass die Touristen aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden im Norden Malis bereits von ihren Entführern an Mittelsmänner übergeben worden seien, hieß es in Bamako.

Mali

Ein malisches Flugzeug soll die Geiseln im Norden des Landes aufnehmen und nach Gao bringen. Dort wartet bereits eine deutsche Transallmaschine.

(Foto: sueddeutsche.de)

In der Wüste im Norden des Landes sowie den Städten Tessalit und Gao stehen Flugzeuge bereit, um die neun Deutschen, vier Schweizer und einen Niederländer aufzunehmen.

Zuvor war in Aussicht gestellt worden, dass die Geiseln möglicherweise bereits am Montagnachmittag in Malis Hauptstadt eintreffen könnten.

Dort sollen sie vom Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog, in Empfang genommen und ärztlich betreut werden. Der malische Präsident Amadou Toumani Touré, der als Vermittler eine wichtige Rolle hatte, will die Geiseln verabschieden.

"So schnell wie möglich"

Von Bamako aus sollen sie dann "so schnell wie möglich" in einem Airbus nach Deutschland gebracht werden. Am Flughafen Köln/Bonn werden sie von ihren Angehörigen und Ärzten und Psychologen erwartet.

Nach einem Bericht der malischen Zeitung L'independent sollen die einer radikal islamischen Gruppe aus Algerien angehörenden Entführer ein Lösegeld in Höhe von umgerechnet 4,6 Millionen Euro erhalten haben.

Insgesamt waren zuletzt neun Touristen aus Deutschland, vier Schweizer und ein Niederländer in der Hand der Entführer. Sie waren am 22. Februar und am 8. März gemeinsam mit anderen Europäern im algerischen Teil der Sahara verschleppt worden. 17 Geiseln wurden Mitte Mai in Algerien befreit. Eine Gefangene, die 46 Jahre alte Deutsche Michaela Spitzer, starb am 28. Juni an einem Hitzschlag.

"Erhöhtes Sicherheitsrisiko" schon im Januar festgestellt

Das Auswärtige Amt hatte bereits im Januar einen Reisehinweis herausgegeben, der auf die Gefahren im Süden Algeriens hinwies. Dort wurden die Geiseln später auch ergriffen.

In dem zum Zeitpunkt des Verschwindens der ersten Geiseln gültigen Reisehinweis vom 10. Januar heißt es, Reisen in und durch die Sahara "sollten nur mit Hilfe eines erfahrenen Reiseunternehmens beziehungsweise nach gründlicher Vorbereitung unternommen werden".

Die Grenzgebiete zu den angrenzenden Staaten Niger und Mali seien offen und schwer kontrollierbar: "Hier bilden Banden-, Schleuser- und Schmugglerkriminalität für Reisende ein erhöhtes Sicherheitsrisiko."

In einem weiteren Hinweis zu Algerien am 19. März wurde auf die Tatsache verwiesen, dass zu dem Zeitpunkt bereits elf Touristen vermisst wurden. Weiter heißt es: "Das Auswärtige Amt empfiehlt, bis auf weiteres die so genannte Gräberpiste zu vermeiden und sich im Gebiet zwischen El Oued, Illizi und Djanet ausschließlich auf der Hauptstraße/-piste beziehungsweise in Begleitung erfahrener örtlicher Führer zu bewegen."

(sueddeutsche.de/AP/dpa)

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