Empörung über Thor-Steinar-Filiale:Ein Laden namens "Brevik"

Nur ein "i" fehlt zum Namen des norwegischen Massenmörders Anders Behring Breivik: In Chemnitz hat die umstrittene Modemarke Thor Steinar eine neue Filiale namens "Brevik" eröffnet. Nachbarn und Bewohner der Stadt wollen nun gegen das Geschäft mit dem provozierenden Namen vorgehen.

Viktoria Großmann

"Brevik" heißt der Eckladen in der Chemnitzer Innenstadt. Seit ein paar Tagen wird in dem rosa gestrichenen Gebäude Kleidung von Thor Steinar verkauft. Die Marke ist vor allem bei jungen Rechtsradikalen beliebt. Nur ein "i" fehlt dem Namen des Ladens um dem des norwegischen Massenmörders Anders Behring Breivik zu gleichen, der im Juli 2011 in seiner Heimat 77 Menschen umbrachte. Gegen das Geschäft formiert sich nun in Chemnitz ein Bürgerprotest.

Widerstand gegen 'Brevik'-Laden

Gegner bespritzten das Gebäude mit roter Farbe: Der neu eröffnete Thor-Steinar-Laden in Chemnitz.

(Foto: dapd)

Bei der Firma Mediatex im brandenburgischen Mittenwalde, zu der die Marke Thor Steinar gehört, erklärte am Dienstag eine Männerstimme am Telefon, man gebe der Presse "grundsätzlich" keine Auskünfte. Auch nicht über die Namensgebung der Läden. Insgesamt 13 Thor-Steinar-Geschäfte gibt es derzeit in der Bundesrepublik, elf in Ostdeutschland, eines in Essen, eines bei Hamburg. Die meisten der Läden tragen Namen norwegischer Ortschaften. Auch den Ort Brevik gibt es wirklich. Das Königreich dürfte über die Nutzung indes nicht erfreut sein - vor einigen Jahren erst hatte das Land gegen Thor Steinar geklagt, weil die Firma die norwegische Flagge auf Textilien gedruckt und für Werbezwecke genutzt hatte.

"Für uns ist das untragbar, absolut indiskutabel"

Eine solche rechtliche Handhabe hat die Stadt Chemnitz nicht, dennoch wollen die Lokalpolitiker unter Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) die Bürgerproteste unterstützen. "Für uns ist das untragbar, absolut indiskutabel", sagte die Pressesprecherin der Stadt, Katja Uhlemann, der SZ. Besondere Aufmerksamkeit hat der Laden nicht nur wegen seines Namens, sondern auch weil er ausgerechnet am Brühl eröffnet hat - einem Viertel zwischen Bahnhof und Schlossteich, aus dem die Stadt ein junges Kulturquartier machen möchte.

Den Frühjahrs-Sommer-Katalog von Thor Steinar ziert eine Südseeaufnahme, sportliche Menschen laufen über Segelboote. Im Angebot ist wind- und wasserabweisende Sportkleidung für Frauen, Männer und Kinder. Die Kollektion sieht auf den ersten Blick unverfänglich aus. Auffällig ist nur das Faible für alles irgendwie Nordische, von Runen bis zu Thorshämmern. Für 19,90 Euro gibt es eine "Festfibel", ein Buch, das germanische Bräuche erläutert.

Am Mittwochabend will sich in Chemnitz das spontan einberufene "Bündnis Bunter Brühl" treffen. Angeregt hat es die SPD-Landtagsabgeordnete Hanka Kliese, die sich schon länger gegen Rechtsextremismus engagiert. Eingeladen sind die Nachbarn des Thor-Steinar-Ladens. Gemeinsam mit Vertretern der Stadt wollen sie beraten, wie sie gegen das Geschäft mit dem heiklen Namen vorgehen können.

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