Elfenbein:Der Kampf ums weiße Gold

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Erstmals seit Jahren dürfen Japan und China Elfenbein importieren - Artenschützer glauben, die Ausnahme wecke Begehrlichkeiten. Die Kunden in Asien schert das wenig

Judith Raupp

Asiaten lieben Elfenbein. Sie lassen sich Siegel und Talismane daraus schnitzen. Manche stellen sogar Stoßzähne in ihre Wohnzimmer. Wer Elfenbein besitzt, hat es zu etwas gebracht, vor allem in Japan und China. Doch weil die Sucht nach Prestige in Asien die Elefanten in Afrika beinahe ausgerottet hätte, verbot das Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites) 1989 den internationalen Handel mit dem weißen Gold.

Konfisziertes Elfenbein am Amsterdamer Flughafen. (Foto: Foto: dpa)

Nun aber macht das Cites eine Ausnahme: Japan und China dürfen insgesamt einmalig 108 Tonnen Elfenbein kaufen. Japan hat die Erlaubnis schon vor ein paar Monaten erhalten. China bekam sie erst jetzt vom Artenschutz-Ausschuss, der gerade in Genf tagt. Peking musste zuvor den florierenden Schwarzhandel unterbinden.

Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife glaubt allerdings nicht daran, dass dies gelungen ist. "Der Schmuggel und die Wilderei werden angeheizt", kritisiert Sandra Altherr von Pro Wildlife. Es sei "katastrophal", dass Deutschland und die EU dem Handel zustimmten. Allein die Aussicht auf frisches Elfenbein habe die Schwarzmarktpreise explodieren lassen. Nach Beobachtungen des Internationalen Tierschutz-Fonds ist der Preis für ein Kilo von 270 Dollar auf 880 Dollar gestiegen.

Elefanten gefährden Menschen

Einig sind sich die Naturschützer in ihrer Kritik aber nicht. Volker Homes vom WWF Deutschland sagt, China habe die Kontrollen über die Herkunft des Elfenbeins deutlich verbessert. Es sei nun die Aufgabe des Artenschutz-Ausschusses, den Handel korrekt abzuwickeln und zu überwachen. Man wolle zudem jene Länder belohnen, die ihren Elefantenbestand pflegten. Sie sollen mit dem Erlös aus dem Geschäft Naturschutz- und Entwicklungsprojekte für die Bevölkerung finanzieren.

Nutznießer sind Südafrika, Namibia, Botswana und Simbabwe. In ihren Steppen und Wäldern leben schon wieder so viele Elefanten, dass sie an manchen Orten die Menschen gefährden, weil sie zu nah an die Dörfer kommen. In Zentral- und Ostafrika sind die Elefanten dagegen vom Aussterben bedroht.

Die Entscheidung, dass die vier Länder ausnahmsweise Elfenbein verkaufen dürfen, hat der Artenschutz-Ausschuss bereits 2002 gefällt. Mittlerweile sind viele unglücklich darüber, dass auch Simbabwe profitieren soll. Denn Machthaber Robert Mugabe hat sich gerade mit brutaler Gewalt das Präsidentenamt gesichert. Dafür werde er nun mit Devisen von 1,9 Millionen Dollar belohnt, ärgert sich die Naturschützerin Altherr. Ihr Kollege Homes fordert, der Erlös für das Elfenbein dürfe nicht dem Mugabe-Regime zugutekommen. Man solle das Geld vorläufig einfrieren.

Die Kunden in Asien halten sich mit solchen Überlegungen allerdings kaum auf. Sie warten sehnsüchtig auf ihr Elfenbein.

© SZ vom 17.07.2008/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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