Eisbärenbaby im Berliner Zoo:Knut soll leben!

Eisbär Knut wird mit der Flasche aufgezogen. Ein Tierschützer sieht darin einen Verstoß gegen Tierschutzgesetze - und fordert, Knut zu töten. Zoo-Direktor Blaszkiewitz versichert aber: Knut bleibt am Leben.

Wolfgang Jaschensky

Knut dürfte Publicity inzwischen gewöhnt sein. Seit seiner Geburt im Dezember vergangenen Jahres wurde viel über ihn geschrieben: darüber wie ihn seine Mutter Tosca verstoßen hat, wie sein Bruder sterben musste, wie sein Pfleger Thomas Dörflein ihn mit der Flasche säugte. Selbst über die genaue Diät Knuts wurde ausführlich berichtet.

Eisbärenbaby im Berliner Zoo: Mmmm, lecker. Eisbär Knut kommt gut zu Kräften.

Mmmm, lecker. Eisbär Knut kommt gut zu Kräften.

(Foto: Foto: Zoo Berlin)

Jetzt hat es Knut in den Spiegel und auf die Titelseite der Bild geschafft. Der Grund: Tierschützer haben offenbar Zweifel daran, dass die menschliche Aufzucht des knuffigen Knuts artgerecht ist. Die Bild-Zeitung zitiert den Tierschützer Frank Albrecht: "Die Handaufzucht ist nicht artgerecht, sondern ein grober Verstoß gegen das Tierschutzgesetz! Eigentlich müsste der Zoo das Bärenbaby töten."

Dafür gibt es sogar einen aktuellen Präzedenzfall: Ende vergangenen Jahres, als der Berliner Zoo sich dafür entschied, Knut das Leben zu retten, entschieden die Verantwortlichen im Zoo Leipzig einen Lippenbär mit einer Giftspritze zu töten. Wie Knut war er von seiner Mutter verstoßen worden.

Der Direktor des Berliner Zoos, Bernhard Blaszkiewitz, wies gegenüber sueddeutsche.de alle Vorwürfe von sich: "Wir leben hier nicht im gesetzesfreien Raum. Wenn die Handaufzucht gegen Tierschutzgesetze verstoßen hätte, hätten die Behörden schon längst etwas unternommen".

Wie andere Experten gegenüber sueddeutsche.de bestätigten, werde von Fall zu Fall entschieden, ob ein Tier von Hand aufgezogen wird oder nicht. Drei Gründe haben nach Aussage des Direktors dafür gesprochen, zu versuchen, Knut das Leben zu retten: "Erstens war es aus tierärztlicher Sicht aussichtsreich, zweitens sind Eisbären von der Ausrottung bedroht und drittens sind die Eltern von Knut nicht verwandt".

Den Bären jetzt zu töten kommt für den Zoo deshalb überhaupt nicht in Frage, wie Blaszkiewitz versichert: "Warum hätten wir uns die Arbeit machen sollen, wenn wir ihn jetzt töten?"

Bei der Tierschutzorganisation WWF (World Wide Fund For Nature) sieht man das ähnlich. "Den Bären jetzt zu töten, würde überhaupt keinen Sinn machen", sagte eine Sprecherin.

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