Ein Jahr nach Taifun "Haiyan":Jeder Windstoß macht Angst

6200 Menschen starben, vier Millionen wurden obdachlos, mehr als 1000 werden noch immer vermisst: Taifun "Haiyan" verwüstete die Philippinen am 8. November 2013 so schwer wie kein Sturm vor ihm. Viel Geld wurde investiert, doch die Überlebenden sind unzufrieden.

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One year anniversary of typhoon Haiyan

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Es war der stärkste jemals an Land gemessene Sturm: Der Taifun "Haiyan" prallte am 8. November vergangenen Jahres mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometern pro Stunde auf die Ostküste der Philippinen. Nach offiziellen Angaben kamen mehr als 6 200 Menschen ums Leben, weitere 1 000 gelten bis heute noch als vermisst. Vier Millionen Menschen sind nach dem Taifun obdachlos.

Die Schäden werden auf umgerechnet zehn Milliarden Euro geschätzt. Weltweit spendeten die Menschen sehr viel Geld für die Opfer. Die Behörden wollen bis 2016 mehr als 200 000 Häuser für eine Million Menschen neu bauen.

"Haiyan", der auf den Philippinen "Yolanda" genannt wird, ist einer der schwersten Taifune der vergangenen Jahrzehnte. Heute, ein Jahr später, fehlt es noch immer an allen Ecken und Enden. Der Wiederaufbau geht schleppend voran. Darunter leiden vor allem die Kinder.

Im Bild: Kinder warten in einer Schlange vor einer Suppenküche in San Jose.

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Der Taifun knallte mit so einer Wucht auf die Philippinen, dass mancherorts nur Trümmer und Leichen blieben. Noch immer hausen Zehntausende Taifun-Opfer nach Angaben von Aktivisten unter unzumutbaren Bedingungen.

Das ganze Ausmaß der Zerstörung wurde erst allmählich sichtbar, als die Helfer in die Katastrophengebiete vordringen konnten: "Was wir sahen, waren apokalyptische Bilder", sagte Christoph Dehn von der Kindernothilfe.

Im Bild: der Flughafen von Tacloban kurz nach dem Taifun, im unteren Bild ein Jahr nach der Katastrophe.

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Regierung und Hilfsorganisationen pumpten Milliardenhilfen in die Region, innerhalb von Monaten waren die Stromversorgung wieder hergestellt, Felder neu bepflanzt, Programme zur Vermeidung von Epidemien im Gange. Ausländische Helfer zeigen sich beeindruckt von der Tatkraft der Bevölkerung: "Die Widerstandsfähigkeit der Philippiner ist erstaunlich, sie erheben sich wie Phönix aus der Asche", sagte Camelia Marinescu vom Internationalen Verband der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften.

Im Bild: Ein Stadtteil der Hauptstadt Tacloban kurz nach dem Taifun und unten nach dem Wiederaufbau ein Jahr später.

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Millionen Menschen werden jedoch noch lange unter den Folgen des Wirbelsturms leiden. Der Plan der Regierung sieht vor, bis Mitte 2016 etwa eine Million Bewohner der sturmgeplagten Küstengebiete ins Landesinnere umzusiedeln. Die Suche nach geeignetem Land für 205 000 Neubauten gestaltet sich allerdings schwierig. "Es geht leider nur im Schneckentempo", sagte Taclobans Stadträtin Vangie Esperas, "Viele unserer Brüder und Schwestern leben noch immer in Zelten oder in anderen provisorischen Unterkünften."

Die sechsfache Mutter Maria Marites Manilag ist eine von Tausenden, die in einer Gefahrenzone an der Küste leben. "Ich habe jedes Mal Angst, wenn ein starker Wind geht und es heißt, dass ein Taifun kommt", sagte die 47-Jährige vor ihrer Baracke, "Wir leben in ständiger Angst. Wir wollen an einen sicheren Ort ziehen."

Im Bild: Kinder spielen in der Ruine eines Hauses in San Jose.

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Auch die Wirtschaft erholt sich nur langsam. Der Sturm ruinierte den Kokosnuss-Anbau und die Fischerei und damit die beiden größten Branchen der Region. Bereits zuvor lag das Haushaltseinkommen der Arbeiter in diesen Branchen ein Viertel unter dem nationalen Durchschnitt - der Wirbelsturm verschärfte die Situation noch. "Keine Frage - die Armen sind nun noch ärmer als vor dem Taifun", sagte Ned Olney von der Hilfsorganisation "Save the Children".

Im Bild: Das Schiff "Eva Jocelyn" hat der Taifun wie ein Spielzeug zwischen die Häuser geworfen. Es rostet seit einem Jahr vor sich hin.

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Viele Überlebende der Katastrophe vom 8. November vergangenen Jahres werfen der Regierung Untätigkeit vor. "Der Wiederaufbauplan der Regierung ignoriert die Bedürfnisse der Überlebenden", sagte die Sprecherin von "PeopleSurge", der Organisation der Taifun-Betroffenen. Von den großen Infrastrukturprojekten profitierten vielmehr mit der Regierung verbundene Unternehmen. Erst kürzlich genehmigte Präsident Benigno Aquino einen etwa drei Milliarden Euro schweren "Masterplan" für den Wiederaufbau.

Im Bild: Ein obdachloser Mann sitzt mit seinen Habseligkeiten vor einer Garage in Tacloban.

'Ich dachte, ich muss sterben'  / 1 Jahr nach Todes-Taifun 'Haiya

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Aus Protest gegen Versäumnisse der Regierung und stockende Hilfe haben die Opfer des Taifuns am Jahrestag zu Protesten aufgerufen. "People Surge" erwartet anlässlich des Jahrestages etwa 20 000 Teilnehmer bei der zentralen Demonstration in Tacloban. Mehrere Hilfsorganisationen zeigen sich unterdessen besorgt über eine Militarisierung in der Katastrophenregion. Mitglieder von Kleinbauernorganisationen und anderen sozialen Bewegungen würden von der Armee bedroht, erklärte die Organisation.

Im Bild: ein Fotoalbum, das lange in den Wassermassen gelegen hat, die der Taifun mitbrachte.

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Zum ersten Jahrestag werden bei Mahnwachen an den Massengräbern rund um Tacloban Zehntausende Menschen erwartet. "Ich werde beten, dass sie immer bei mir bleiben", sagt die 77-jährige Lillia Olajay, die nach dem Tod ihrer Adoptivtochter und ihres Enkels allein lebt. "Ich bin so einsam, ich gehe früh zu Bett, weil ich es nicht ertragen kann, abends allein zu sein."

Im Bild: ein Massengrab in der Nähe von Tacloban.

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Das Unicef-Kinderhilfswerk wies darauf hin, dass die Philippinen nach dem pazifischen Inselstaat Vanuatu das Land mit dem weltweit höchsten Risiko seien, Opfer von Naturkatastrophen zu werden. "Dazu gehören vor allem Taifune, deren Häufigkeit und Ausmaß angesichts von Erderwärmung und Klimawandel vermutlich noch zunehmen werden", warnte Sacher. Ein nationaler Katastrophenvorsorgeplan müsse endlich umgsetzt werden.

Im Bild: ein Gebäude, auf dessen Dach Menschen die Worte "SOS, Essen, Wasser, Hilfe!" geschrieben haben. Viele Gebiete waren wochenlang von Hilfe abgeschnitten.

Ein Jahr nach Taifun Haiyan

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Zum Jahrestag des Taifuns hat Präsident Aquino unterdessen den schleppenden Wiederaufbau verteidigt. "Ich bin auch ungeduldig, aber wir dürfen bei unserem Ziel, besser zu bauen als vorher, nichts überstürzen", sagte Aquino am Freitag bei einem Besuch in dem vom Taifun völlig zerstörten Ort Guiuan. "Haltbare Häuser und Straßen können nicht über Nacht gebaut werden", sagte Aquino. In Tacloban starteten Demonstranten eine zweitägige Protestaktion. "Wir sind tagaus, tagein Opfer, und die Regierung kümmert sich nicht", meinte die Organisatorin der "People Surge"-Bewegung, Efleda Bautista.

Im Bild: Ein Straßenzug in der Stadt Marabut wenige Tage, nachdem der Taifun "Hayian" auf die Philippinen traf.

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Nach Schätzungen von Hilfsorganisationen wurden in den ersten Monaten nach "Haiyan" in dem Notstandsgebiet täglich durchschnittlich 750 Kinder geboren. "Es war normal, dass jeden Tag am Straßenrand Kinder zur Welt kamen, wo immer Platz war, in unhygienischen Umständen", berichtet ein Helfer der Kindernothilfe.

Im Bild: Ein kleiner Junge läuft am 12. November, vier Tage nachdem Taifun "Haiyan" auf die Philippinen traf, mit einer Flasche Wasser durch ein zerstörtes Gebiet in Tacloban.

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Und auch im Vatikan wird die Situation auf den Philippinen mit Sorge bemerkt. Papst Franziskus kündigte an, dass er im kommenden Jahr, vom 15. bis zum 19. Januar, den Menschen auf den Philippinen einen Besuch abstatten werde, um sich über die Lage vor Ort zu informieren. 80 Prozent der Bewohner auf den Philippinen sind katholisch.

Im Bild: Ein kleiner Junge hält eine Maske mit dem Gesicht von Papst Franziskus vor sein Gesicht.

© SZ.de/dpa/AFP/jana/afis/todo
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