Ein Anruf bei ...:Werner Knauf

Ein Anruf bei ...: Grußwort von Werner Knauf (rechts) und Jin Jian Shu (links) aus der aktuellen, 152 Seiten umfassenden, zweisprachigen Vereinszeitung "Bönnsche Chinese".

Grußwort von Werner Knauf (rechts) und Jin Jian Shu (links) aus der aktuellen, 152 Seiten umfassenden, zweisprachigen Vereinszeitung "Bönnsche Chinese".

Wie der Bonner Karnevalist mit seinem Freund, dem Restaurant-Betreiber Jin Jian Shu, einen ganz speziellen eigenen Verein gründete und jetzt sogar ein chinesisches Gräberfeld auf dem Friedhof durchsetzte.

Interview von Martin Zips

Auf Initiative des deutsch-chinesischen Karnevalsvereins "Bönnsche Chinese" entsteht derzeit ein bundesweit einmaliges Sondergrabfeld für Angehörige der chinesischen Volksgruppe auf dem Bonner Nordfriedhof. Ein Gespräch mit Werner Knauf, 69, ehemaliger Bundespolizist und erster Vorsitzender des Vereins.

SZ: Herr Knauf, wie schafft man es, als rheinische Frohnatur ein chinesisches Gräberfeld genehmigt zu bekommen?

Knauf: Naja, die "Bönnsche Chinese" sind ja nicht nur ein Karnevals-, sondern auch ein Kulturverein. Und zur Kultur gehört halt auch Bestattungskultur. Da haben wir, unterstützt vom Amt für Stadtgrün der Stadt Bonn und des Bundes der Chinesen, halt alle Hebel in Bewegung gesetzt.

Sie selber waren bereits als Kind karnevalistisch unterwegs.

Wie kamen Sie auf die Idee mit dem Kulturverein? Das hängt mit meinem guten Freund Jin Jian Shu zusammen. Wissen Sie, dem gehört das China-Restaurant in Bornheim-Hersel. Da isst man gut. Und weil der Shu so ein echter Karnevalsjeck ist, wurde er schon vor vielen Jahren Mitglied bei der Großen Dransdorfer Karnevalsgesellschaft, wo ich 36 Jahre lang im Vorstand war. Nach einem Treffen beim Shu entstand dann vor fünf Jahren die Idee, eine deutsch-chinesische Karnevalsgesellschaft zu gründen. Heute sind wir mit 268 Mitgliedern eine der großen Gesellschaften hier in Bonn. Am Rosenmontagszug nehmen wir mit drei Wagen und 100 Teilnehmern teil. Der Shu ist unser Präsident.

Und auf Ihren Festen sprechen Sie auch über Bestattungskultur?

In unserem Verein sind ja 40 Prozent Chinesen. Die meisten von ihnen leben schon lange hier. Doch meistens, wenn einer stirbt, wird der dann nach China ausgeflogen und dort beerdigt. Das ist doch schade.

War die Genehmigung denn kompliziert?

Nee. Wir haben hier alle unsere Kontakte spielen lassen und schaffen jetzt ein 2000 Quadratmeter großes chinesisches Gräberfeld auf dem Bonner Nordfriedhof. Das gibt es so in ganz Deutschland noch nicht.

Wie unterscheidet sich ein chinesisches Grab von einem rheinländischen?

Die Chinesen-Gräber haben eine ganz eigene Form und sind oft größer als unsere. Außerdem wird bei denen die Körperbestattung immer beliebter. In China wird die aus Platzgründen nur selten erlaubt. Bei uns geht das schon.

Können Sie Chinesisch?

Nein. Aber nach der Vereinsgründung haben wir mal eine zweiwöchige Rundreise durch das Land gemacht. Also, das sind schon Größenordnungen, da bleib ich lieber im Rheinland.

Herr Knauf, in Ihrem Vereinslied heißt es: "Als Bundeshauptstadt, die Bonn ens fröher wor,/kome mer immer ald, met Weltkulture klor./Hann vun Kindheit an jeliehrt,/dat meteinander funktioniert,/un uns Freud un Fridde jarantiert."

Das haben Sie aber schön vorgetragen.

Frei übersetzt heißt das: Besonders als Bürger einer ehemaligen Bundeshauptstadt weiß man, dass nur das Miteinander über nationale Grenzen hinweg friedliches Zusammenleben ermöglicht.

Ja, das stimmt ja auch! Bei der "Großen Dransdorfer" haben wir den Sohn vom Shu deshalb gleich mal zum Kinderprinzen gemacht. Und bei den "Bönnschen Chinesen" feiern wir jetzt regelmäßig zusammen Karneval oder chinesisches Mondfest und chinesisches Neujahrsfest. Es gibt auch Büttenreden in China. "Zwiegespräche", heißt das dort. Sogar eine gemeinsame CD haben wir schon rausgebracht. Gut, musikalisch ist das schon was anderes. Passt aber gut zusammen. Die spielen Pipa oder Guzheng und danach kommen wir mit einem schönen Karnevalslied.

Klingt alles nach gelungener Integrationsarbeit. Hat man Ihnen dafür denn schon mal einen Orden überreicht?

Ja. Karnevalsorden.

Ich habe mehr als 1000 Stück daheim.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: