Ein Anruf bei ...:Samuel Jankowsky, der statt in London in Las Vegas landete

Ein Anruf bei ...: Blinder Passagier wider Willen: Samuel Jankowsky, 29.

Blinder Passagier wider Willen: Samuel Jankowsky, 29.

(Foto: OH)

Samuel Jankowsky, 29, der in Großbritannien lebt, hatte zwar das richtige Ticket, im falschen Flieger saß er trotzdem. Statt nach London ging es nach Las Vegas.

Interview von Michaela Schwinn

Der Weg ist das Ziel, heißt es - vorausgesetzt, man kommt irgendwann dort an. Es soll ja vorkommen, dass Passagiere nicht dort landen, wo sie eigentlich hingehören. Eine Touristin aus Brasilien reiste kürzlich durch halb Europa, von Paris wollte sie nach Kopenhagen und landete schließlich in Athen. Der Grund: eine falsche Bordkarte. Der gebürtige Österreicher Samuel Jankowsky, 29, der in Großbritannien lebt, hatte zwar das richtige Ticket, im falschen Flieger saß er trotzdem. Statt nach London ging es nach Las Vegas.

SZ: Ein Flug nach Las Vegas für 120 Euro, das ist doch was.

Samuel Jankowsky: Ja stimmt, das ist ein Schnäppchen. Aber wenn man eigentlich nach London will, ist das kein guter Deal.

Wie kamen Sie denn an den SecurityChecks vorbei?

Ganz einfach. Das Boarding nach London und nach Las Vegas war am selben Gate. Ich war verschlafen und stellte mich in die Schlange. Ich habe nicht gemerkt, dass mein Flug erst später dran ist. Die Stewardess konnte mein Ticket nicht scannen, aber wir waren spät dran, deswegen hat sie mich einfach durchgewunken. Im Flugzeug sollte ich mich schnell hinsetzen. Und der Platz war zufällig frei.

Das Flugzeug war sicher geräumiger als eine Kurzstreckenmaschine.

Jaja, beim Einsteigen dachte ich mir noch: Wow, so ein großer Flieger. Das habe ich aber gleich wieder vergessen.

Aber spätestens bei der Bordansage hätten Sie doch ...

Die habe ich gar nicht mehr mitbekommen. Ich habe mir gleich Kopfhörer in die Ohren gesteckt und sofort tief und fest geschlafen.

Sie sind erst in Las Vegas aufgewacht?

Nein, nein, schon nach einer Stunde. Da dachte ich mir zuerst: Super, wir müssten bald landen. Als das Bordpersonal aber plötzlich Essen servierte, fand ich das doch komisch. Dann sah ich auf dem Bildschirm vor mir, dass wir längst über dem Atlantik waren, in Richtung Amerika. Da wurde mir ganz anders und ich habe meinen Sitznachbarn gefragt, wo wir denn eigentlich hinfliegen. "Ja nach Vegas, oder wo wollen Sie hin?", sagte der.

Zurück ging es so schnell ja nicht mehr. Also haben Sie sich erst mal einen Film angemacht und Tomatensaft bestellt?

Schön wär's, das Multimedia-Angebot hat etwas gekostet und das Essen auch. Umsonst war da nichts. Sogar für Wlan musste ich zahlen, und ich musste immerhin meiner Frau sagen, dass ich etwas später ankomme.

Etwas später ist gut.

Ja, das trifft es vielleicht nicht ganz. Letztendlich kam ich drei Tage später zu Hause an. Zwölf Stunden nach Vegas, zwölf Stunden zurück nach Köln. Von dort fuhr ich zu einem Freund nach Mannheim und blieb eine Nacht. Am nächsten Tag flog ich dann von Stuttgart nach London. Eurowings wollte mich schließlich nicht mehr mitnehmen.

Wieso das denn?

Sie behandelten mich wie einen Verbrecher. Ihrer Meinung nach wollte ich mir einen billigen Flug erschleichen. Deswegen wurde ich in Las Vegas auch gleich von der Polizei empfangen. Ich musste mich ausziehen, sie durchsuchten alles. Zum Glück wollten die mich schnell wieder loswerden und besorgten mir einen Flug.

Eine Nacht in Las Vegas wäre doch schön gewesen. Wenn man schon mal da ist.

Das hatte ich mir tatsächlich kurz überlegt, aber dafür hätte ich ein Visum gebraucht. Zumindest habe ich mir am Flughafen noch ein paar Souvenirs gekauft.

Werden Sie nächstes Mal besonders auf die Bordansage achten?

Nein, da habe ich keine Angst. So was passiert einem kein zweites Mal. Im September geht's wieder los. Da werde ich wieder öfter fliegen.

Auch mit Eurowings?

Klar. Wenn die mich wieder mitnehmen.

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