Ein Anruf bei ...:Nick Turner, nacktreitender Pferdefreund

Nick Turner

Nick Turner verbindet sich für seine Bilder mit der Natur.

(Foto: Privat)

Ist das Kunst? Nick Turner posiert für seine Selbstporträts nackt mit Island-Ponys. Ein Telefongespräch über Kitschbilder, Scham und schmerzende Füße.

Interview Von Michaela Schwinn

Kunst und Pferde, das passt einfach zusammen. Man denke nur an Franz Marcs Malergruppe "Der Blaue Reiter" oder an die Pferdebilder von Dalí oder Dürer. Das dachte sich auch der US-Fotograf und Maler Nick Turner als er kürzlich in Island über den Zaun einer Koppel sprang, sich auszog und per Selbstauslöser neben galoppierenden Islandpferden fotografierte. Die Bilder wurden zwar nicht ganz so schön wie die von Franz Marc, dafür wurde Turner mit seiner Idee im Netz ganz schnell bekannt.

SZ: Gemeinsam mit Wildpferden durch die Natur zu laufen - ist das nicht etwas kitschig?

Nick Turner: Viele, die die Fotos sehen, denken wahrscheinlich, ich sei ein Hippie, der nichts Besseres zu tun hat, als nackt mit Pferden der Sonne entgegenzulaufen. Tatsächlich war dieses künstlerische Projekt alles andere als romantisch.

Wieso?

Isländische Pferde sind wild. Während wir nebeneinander herliefen, stießen mich die Tiere. Eines trat mir auf die Füße. Ich fiel sogar zu Boden.

Und das Reiten, hat das nicht wehgetan?

Keine Spur.

Warum machen Sie das alles überhaupt?

Ich war Pferden schon immer nah. Früher hatte ich selbst ein Pferd, ich bin sehr oft geritten und habe an Wettkämpfen teilgenommen. Und bei dem Shooting in Island wollte ich ein Teil der Herde sein.

Warum denn?

Schon als Kind und Jugendlicher war ich nie Teil einer Gemeinschaft. Bis zur High School unterrichtete mich meine Mutter zu Hause. Später, als ich 15 war, sind wir nach Frankreich gezogen. Ich wurde auf eine französische Schule geschickt, obwohl ich kein Wort verstand. Nur bei Pferden habe ich mich wohlgefühlt.

Jetzt wird vieles klar.​ Wie haben Sie denn die Erlaubnis des Pferdebesitzers bekommen?

Der wusste das gar nicht, der hätte mir das sicher nicht erlaubt. Die Pferde standen halt auf der Wiese rum, dann bin ich einfach mit ihnen mitgelaufen. Die Insel ist ohnehin nicht sehr dicht besiedelt. Wenn man aus der Hauptstadt rausfährt, ist dort fast niemand mehr, anders als in New York, wo ich derzeit wohne.

Laufen Sie dort auch nackt herum?

Nein, nein. Die Selbstporträts sind nur ein Teil meiner Arbeit. Ich bin auch viel langweiliger, als die Fotos vielleicht vermuten lassen. Ich würde nie an einem FKK-Strand baden gehen. Das Nacktsein hat für mich viel mit der Verbindung zwischen Mensch und Natur zu tun. Diese spüre ich besonders an abgelegenen Orten.

Abgelegen? In Island ist doch touristisch mittlerweile die Hölle los.

Ja, inzwischen kommen so viele Touristen auf die Insel. Wenn das so weitergeht, werde ich wohl nie mehr wieder so ungestört mit den Pferden rennen können.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: