Ein Anruf bei ...:Matthias Beck, Uhren-Umsteller

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Im größten Uhrenmuseum Deutschlands dreht er am Wochenende wieder an den Zeigern. Zwei Stunden lang. Zwei Stunden, die sich der Uhrmachermeister gern sparen würde.

Interview von Hannes Vollmuth

Das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen im Schwarzwald ist nach eigener Aussage das größte Uhrenmuseum Deutschlands. Da gibt es in der Nacht auf Sonntag einiges zu tun, wenn die Uhren von 2 Uhr auf 3 Uhr gestellt werden. Seit 2008 ist das Job von Matthias Beck, 31, Uhrmachermeister in der dritten Generation. SZ: Herr Beck, da kommt was auf Sie zu mit der Zeitumstellung, oder?

Matthias Beck: Das ist eine Arbeit, die halt zweimal im Jahr ansteht, aber so richtig freue ich mich jetzt nicht darauf. Ich muss am Abend ins Museum fahren und zwei Stunden lang alle Uhren umstellen.

Dann drehen Sie an den Zeigern?

Bei der Sommerzeit hab ich's einfach, da drehe ich eine Runde vor. Winterzeit ist anstrengender. Bei manchen Uhren drehe ich am Zeiger, andere müssen elektronisch eingestellt werden. Oder ich muss die Hauptuhr vorstellen, damit die Nebenuhr entsprechend richtig geht.

Jede einzelne Uhr braucht ihre ganz spezielle Betreuung?

Unsere astronomische Uhr vom Dresdner Uhrmachermeister Hans Lang zum Beispiel ist recht kompliziert. Da muss ich die Zeit sogar umprogrammieren. Alleine diese Uhr kostet 15 Minuten. Aber die zwei Überstunden kommen immer aufs Arbeitszeitguthabenkonto.

Ließe sich da nicht noch Zeit sparen, beim Uhren-Umstellen?

Nein. Das geht nicht schneller. Aber auch nicht viel langsamer. Zwei Stunden ist einfach die Zeit, die ich dafür brauche.

Heutzutage muss ja alles immer möglichst schnell gehen.

Bei mir nicht. Aber ich habe auch ein anderes Verhältnis zur Zeit. Ich brauche nicht zwingend eine Uhr, die mir die richtige Zeit anzeigt. Für mich ist es auch okay, wenn die Uhr steht.

Wenn die Uhr steht?

Ich habe 20 Uhren zu Hause, 16 davon stehen. Uhren sind auch so schön. Bei mir müssen die Uhren nicht die ganze Zeit vor sich hinarbeiten. Meine Küchenuhr zeigt seit Jahren nur die Winterzeit an.

Es gibt ja viele Menschen, die die Zeitumstellung abschaffen wollen.

Da hätte ich auch nichts dagegen. Das wäre weniger Aufwand.

Hätten Sie lieber Sommerzeit oder lieber Winterzeit?

Das ist egal. Wenn ich aufstellen will, stehe ich auf, weil ich aufstehen will, und nicht, weil es jetzt sechs oder sieben Uhr ist.

Und wenn Sie wissen wollen, wie viel Uhr es ist?

Schaue ich auf mein Handy.

Was machen Sie eigentlich, wenn im Museum eine Uhr nachgeht?

Dann ist das okay. Zwei Uhren sollten richtig gehen, die Uhr über der Kasse und die Funkuhr in der unteren Etage. Die anderen dürfen machen, was sie wollen.

Sie kennen bestimmt das Buch Momo mit Meister Hora, dem Hüter der Zeit. Sind Sie der Meister Hora von Furtwangen?

Leider nein. Selbst wenn ich alle Uhren anhalte, geht es ja trotzdem immer weiter. Die Leute kommen frühmorgens, parken alles zu, hetzen durch die Stadt. Egal, was ich hier mache.

© SZ vom 25.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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