Ein Anruf bei Gottfried Dresbach:Goldene Wasserhähne, neun Fernseher

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Astronomische Mietpreise ist man in München ja gewohnt. Aber bei 220.000 Euro Abschlagszahlung musste die SZ doch nochmal nachfragen.

Wer den Mietmarkt in Städten wie München oder Düsseldorf studieren muss, ist an astronomische Preise längst gewöhnt. Doch manchmal sind sogar hartgesottene Wohnungssucher noch verblüfft. Zum Beispiel über die Anzeige von Gottfried Dresbach, 80, der einen Nachmieter für seine Wohnung im gutbürgerlichen München-Harlaching sucht (vier Zimmer, zwei Balkone, Tiefgarage, 170 Quadratmeter, Gartenmitbenutzung). Ablöse: 220.000 Euro.

Neun Fernseher pro Zimmer - sieht das dann aus, wie in diesem Elektromarkt? (Foto: Foto: dpa)

SZ: Mensch Herr Dresbach, 220.000 Euro! Haben Sie goldene Wasserhähne?

Dresbach:Aber selbstverständlich. Für die musste ich schon beim Einzug vor 17 Jahren fast 300.000 Euro Ablöse zahlen.

SZ: Verstehe, ein Liebhaber-Objekt. Aber warum sollte jemand Ihr Nachmieter werden, wenn er sich für dasselbe Geld eine gleichgroße Wohnung kaufen könnte - die Mietzahlungen von monatlich mehr als 2000 Euro eingerechnet?

Dresbach: Ganz einfach: So eine schöne Wohnung haben Sie garantiert noch nie gesehen! Und der Nachmieter darf die gesamte Einrichtung behalten: die feuervergoldeten Wandlampen, die Hightech-Küche und den Weinkeller. Ich werde nur ein paar Anzüge mitnehmen. Sie müssen wissen: Ich habe nach dem Einzug hier mehr als zwei Millionen Mark investiert.

SZ: Zwei Millionen Mark - in eine Vierzimmerwohnung zur Miete...

Dresbach: Wieso nicht? Nehmen wir die Einbauschränke. Eine einmalig schöne Arbeit von einer Tischlerei in Como. Handgeschnitzt, weiß lackiert und mit Blattgold verziert. Daran haben fünf Leute ein Jahr gewerkelt, ich bin zweimal aus den USA nach Italien geflogen, um die Arbeiten zu besprechen. Faszinierend! Die Schränke haben 168.000 Mark gekostet.

SZ: Ihr Tischler müsste man sein.

Dresbach: Das würde sich wohl lohnen. Mein Schreiner in München hat für weitere Einbauten noch einmal 350.000 Mark genommen. Für Bücherschränke, Bettumrandungen, messingbeschlagene Schubfächer. Er hat auch in alle Türen ein Sichtfenster geschlitzt, damit ich von der Terrasse aus die Eingangstür immer im Blick habe. Und er hat in jedem Zimmer drei Stereoanlagen in der Wand versenkt.

SZ: Drei Anlagen pro Zimmer?

Dresbach: Ja, und insgesamt neun Fernseher. Ein bisschen Komfort muss sein, man will ja aus verschiedenen Winkeln schauen. Besonders stolz bin ich übrigens auf meine französischen Hebebetten. Und mein Schlafzimmer hat ein Solarium.

SZ: Ein bisschen wahnsinnig ist das ja schon. Und wer braucht das alles?

Dresbach: Also dem Beckenbauer hat es gefallen. Dem habe ich die Wohnung angeboten, als ich noch 500.000 Euro Ablöse wollte. Er war fasziniert und wollte sofort kaufen. Leider ist sie ja nicht zu verkaufen. Eine Mietwohnung wollte er nicht.

SZ: Franz Beckenbauer wollte Ihre Wohnung kaufen?

Dresbach: Wir kennen uns, weil er ja ganz früher für eineinhalb Jahre in meiner Stofffirma gearbeitet hat. Im Lager und im Verkauf. Zu meiner vollsten Zufriedenheit übrigens. Ein nobler Mann!

SZ: Und warum ist die Wohnung nicht zu verkaufen? Ich nehme an, Sie wollten sie Ihrem Vermieter schon abkaufen.

Dresbach: Natürlich. Als ich die Wohnung gesehen habe, habe ich sofort gedacht: Die und keine andere. Dieser Blick in den Park, die Tiefgarage, in der auch große Autos rangieren können! Phantastisch! Ich wollte das ganze Haus kaufen. Aber mein Vermieter hatte kein Interesse. Der verdient Milliarden. Mit der Ablöse war er übrigens sehr einverstanden.

SZ: Und warum bleiben Sie nicht einfach in Ihrer tollen Wohnung wohnen?

Dresbach: Mein einziger Sohn lebt in den USA, und der braucht mich jetzt. Ich ziehe nach Palm Beach, Florida, wo ich ein Golfresort hochgezogen habe.

SZ: Und Sie glauben, dass Sie einen Nachmieter finden?

Dresbach: Natürlich. Bei der Ablöse verhandle ich nicht, ich bin schon weit runtergegangen. Am schönsten wäre ein Kenner, der die Wohnung zu schätzen weiß. Einer, bei dem ich in einem Jahr mal vorbeischauen darf und der sagt: Herr Dresbach, das Geld ist sehr gut angelegt.

© SZ vom 6.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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