Ein Anruf bei . . .:Eddie Izzard, der an 27 Tagen 27 Marathons lief

Eddie Izzard reaches his 10th marathon

Der britische Schauspieler Eddie Izzard mit Südafrika-Fahne während seines Dauer-Marathons in Südafrika.

(Foto: Marius Janse van Rensburg)

Der Brite ist Schauspieler und Komiker, am Sonntag beendete er ein schier unglaubliches Projekt: 1140 Kilometer laufen in weniger als vier Wochen. Ein Gespräch vor dem Zieleinlauf.

Von Anna Dreher

Eigentlich ist Eddie Izzard, 54, ein ziemlich bekannter Komiker und Schauspieler, der Brite hat zum Beispiel in der "Ocean's"-Reihe mit George Clooney und auch in "Operation Walküre" mit Tom Cruise mitgewirkt. Zurzeit aber spielt er nicht, er macht auch keine Witze. Er rennt. 27 Marathons durch Südafrika an 27 Tagen hintereinander, zugunsten der britischen Sport-Relief-Stiftung, für eine gute Sache also; 27, denn Nelson Mandela, der Freiheitskämpfer und erste schwarze Präsident Südafrikas, war 27 Jahre inhaftiert. Insgesamt lief Izzard knapp 1140 Kilometer. Am Sonntag war die Rennerei für ihn endlich zu Ende. Vor dem Zieleinlauf hatte er noch etwas Zeit zu telefonieren.

SZ: Herr Izzard, Sie schnaufen ziemlich, können wir jetzt überhaupt reden?

Eddie Izzard: Ja, sorry, ich laufe gerade, aber das ist gar kein Problem. Ich habe ja auch immer wieder gesungen, um mich selbst zu unterhalten.

Auf Videos ist zu sehen, dass Sie ab und zu mit Einheimischen reden, beim Laufen aber sind Sie ja doch überwiegend alleine. Gehen Sie sich denn nicht inzwischen selbst auf die Nerven?

Ach, es geht eigentlich. Ich denke über Politik und Geschichte nach, auch über neue Comedy-Programme. Oder die Schauspielerei an sich. Aber, stimmt schon, ich bin schon manchmal von mir und meinen Gedanken gelangweilt. Irgendwann hat man einfach nichts mehr zum Grübeln. Manchmal bin ich aber auch voll im Tunnel und laufe einfach so vor mich hin. Ich würde sagen, die Phasen, in denen ich gelangweilt von mir bin, wechseln sich mit den meditativen Phasen ab. Oft tut auch einfach nur alles weh und ich bin unfassbar müde.

Spüren Sie Ihre Beine überhaupt noch?

Oh ja! Die sind - wie ich - erschöpft. Aber mein Physiotherapeut ist immer die letzten zehn Kilometer jedes Tages mit mir gelaufen, das hat mich bei Laune gehalten.

Trotzdem sind Sie ausgerechnet am 27. und letzten Tag in Johannesburg gleich zwei Marathons gelaufen. Das ist schon ein bisschen verrückt.

Ich hätte ja auch lieber darauf verzichtet, aber mein Arzt hat mir am fünften Tag gesagt, dass ich eine Pause machen und mich im Krankenhaus untersuchen lassen muss. Meine Blutwerte waren nicht so gut, wir wollten nichts riskieren. Ich habe zwar 2009 schon 46 Marathons in 52 Tagen durch England geschafft, aber bei meinem ersten Versuch durch Südafrika 2012 musste ich wegen Nierenproblemen aufhören. Das war lebensgefährlich, und das wollte ich auf keinen Fall noch mal riskieren.

Verständlich.

Die Idee ist, einfach immer weiterzumachen, bis zum Ende. Egal, was kommt. Und genau das habe ich getan.

(Im Hintergrund sind Stimmen und lauter Applaus zu hören)

Entschuldigung, hier waren gerade ein paar Leute, die mich angefeuert haben.

Das tut sicher gut.

Ja, das gibt immer neue Kraft. Aber wahrscheinlich hat ihnen jemand gesagt, dass sie das machen sollen. Manchmal bleibe ich stehen und erzähle den Menschen, was ich gerade tue. Die meisten denken, glaube ich, dass ich ein bisschen bescheuert bin.

Jetzt, da alles vorbei ist: Was machen Sie denn nun mit der ganzen freien Zeit?

Schlafen. Ich will einfach nur schlafen.

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