Düsseldorf:Paar soll Sozialleistungen einer toten Nachbarin kassiert haben

Jahrelang lag die Leiche einer Frau in einer Düsseldorfer Wohnung - die Sozialhilfe wurde weiterhin gezahlt. Allerdings an die Nachbarn.

  • Die Leiche einer Düsseldorferin lag über Jahre in der Wohnung, während die Nachbarn ihre Sozialleistungen in Höhe von etwa 20 000 Euro erschlichen haben sollen.
  • Das benachbarte Paar soll Briefe mit der Unterschrift der Toten gefälscht haben. Gegen beide wird nun wegen Betruges ermittelt.
  • Rechtsmediziner gehen von einem natürlichen Tod der Frau aus.

Nachbarn sollen Sozialleistungen einer toten Frau bezogen haben

Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf ermittelt gegen ein Paar, das jahrelang Sozialhilfegelder einer verstorbenen Nachbarin kassiert haben soll - während die Leiche der Frau noch in ihrer Wohnung lag. Die mutmaßlichen Täter, ein 30-Jähriger und seine 31-jährige Freundin, stünden im Verdacht des Betruges und der Urkundenfälschung, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft entsprechende Medienberichte.

Das Paar sollen demnach Briefe im Namen der Toten geschrieben und deren Unterschrift gefälscht haben, um das Geld auf eigene Konten umzuleiten. Die beiden Verdächtigten hatten sich den Angaben zufolge offenbar um die kranke Nachbarin gekümmert, ehe die Frau mutmaßlich im Jahr 2009 starb. Der Mann sei der Polizei bereits einschlägig bekannt.

Polizei will Frau als Zeugin vernehmen und findet Leiche

Erst als ein Polizist die Frau, die jahrelang nicht lebend gesehen worden war, in einem Betrugsverfahren als Zeugin vernehmen wollte, kam die Sache allmählich ans Licht. Weil sie sich nicht meldete, war der Polizist zu ihrer Wohnung gefahren und habe den Briefkasten voll alter Post vorgefunden.

An deren Wohnung entdeckte der Beamte im Jahr 2012 eine Art Papiersiegel, das der Hausmeister zu Kontrollzwecken angebracht hatte - um sich Klarheit darüber zu verschaffen, ob die Wohnungstür der Frau noch benutzt wurde. Als sich herausstellte, dass der Papierstreifen seit geraumer Zeit unversehrt war, wurde das Jobcenter informiert. Die Behörde stellte daraufhin die Zahlungen ein.

Erst im März 2013 wurde schließlich die Wohnung aufgebrochen. Darin lag die skelettierte Leiche, eine aufgeschlagene TV-Zeitschrift aus dem September 2009 und ein nicht eingelöster Verrechnungsscheck ähnlichen Datums. Demzufolge wäre die Frau 57 Jahre alt geworden. Jetzt erst wurde der Fall bekannt.

Kein Hinweis auf ein Gewaltverbrechen

Bei der Obduktion wurden keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen entdeckt. Nach Ansicht der Rechtsmedizin ist von einem natürlichen Tod der zuvor bereits schwer kranken Frau auszugehen.

Schaden von rund 20 000 Euro

Vom September 2009 als Todeszeitpunkt ausgehend, sollen die Sozialleistungen noch fast drei Jahre weiter gezahlt worden sein. Demnach könnte der Schaden bei rund 20 000 Euro liegen.

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