Düsseldorf:Großbrand in Flüchtlingsunterkunft: Zeugen berichten von Streit über Ramadan

Großbrand in Düsseldorf

Ein Mann wird vom Brandort in Düsseldorf in Handschellen abgeführt.

(Foto: dpa)
  • Haftbefehl gegen zwei Männer. Es handelt sich um zwei 26-jährige Flüchtlinge aus Nordafrika.
  • Eine brennende Matratze soll das Großfeuer ausgelöst haben.
  • Der Brandstiftung war offenbar ein Streit um die ordnungsgemäße Beachtung des Fastenmonats Ramadan vorangegangen.

Nach dem Großbrand in der Düsseldorfer Flüchtlingsunterkunft hat die Polizei zwei Hauptverdächtige ermittelt. Es soll sich um zwei Bewohner der Einrichtung handeln, sagte eine Polizeisprecherin. Ein Streit um die Auslegung des Fastenmonats Ramadan könnte das Motiv für die Brandstiftung sein.

Gegen die Männer, beide 26 Jahre alt und aus Nordafrika stammend, wurde Haftbefehl wegen Verdachts der schweren Brandstiftung erlassen, wie ein Polizeisprecher am Abend mitteilte. Obwohl in der Halle zur Tatzeit auch Menschen schliefen, wertete die Staatsanwaltschaft die Tat nicht als versuchten Mord.

Einer der Männer soll Flüssigkeit auf eine Matratze geschüttet und diese angezündet haben. Ein zweiter Mann habe die Tat gegenüber Bewohnern gestanden. Die Polizei nimmt an, dass die mutmaßlichen Täter die Halle mit dem Feuer so schwer beschädigen wollten, dass sie in eine andere Unterkunft verlegt werden.

Gewaltausschreitungen bei der Essensausgabe

Im Vorfeld des Feuers war es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen unzufriedenen Bewohnern der Unterkunft gekommen. Seit Anfang 2016 sei sie zu 89 Einsätzen in die Halle gerufen worden, berichtet die Polizei. Die Stimmung sei schwierig gewesen und habe sich seit Beginn des Fastenmonats Ramadan noch verschlechtert, sagt auch eine Sprecherin des Roten Kreuzes, das für die Essensausgabe vor Ort zuständig ist.

Ein Streit bei der Essensverteilung sei am Mittag vor dem Feuer eskaliert. DRK-Mitarbeiter, Wachleute und Polizisten seien bespuckt und mit Schuhen beworfen worden. Muslime und Christen hätten sich jeweils benachteiligt gefühlt, obwohl mit einer Essensausgabe um 22 Uhr auf die Belange der Muslime im Ramadan Rücksicht genommen worden sei. Ob ein Zusammenhang zur Brandstiftung besteht, wird der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft zufolge noch geprüft. Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund oder Brandstiftung von außen gibt es demnach nicht.

Die zur Flüchtlingsunterkunft umfunktionierte Lagerhalle in der Nähe des Messegeländes war am Dienstag komplett von einem Feuer zerstört worden. In dem Gebäude waren etwa 280 Männer, überwiegend aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, untergebracht. Etwa die Hälfte war beim Ausbruch des Feuers anwesend. Die Feuerwehr konnte alle Bewohner in Sicherheit bringen, Dutzende Flüchtlinge erlitten aber eine Rauchvergiftung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: