Mexiko:Meistgesuchter Drogenboss der Welt in Haft

Joaquín Guzmán wird nur "El Chapo" genannt - der Kleine. Doch er ist der Boss des berüchtigten Drogen-Kartells Sinaloa, das tonnenweise Kokain in die USA schmuggelt und für Tausende Tote verantwortlich ist. Nach Jahren auf der Flucht ist der Chef des größten Verbrechersyndikats Mexikos nun festgenommen worden.

Der mächtigste Drogenboss der Welt ist gefasst. Wie US-Sicherheitskreise und die mexikanische Regierung bestätigten, wurde der Chef des Sinaloa-Kartells, Joaquín "El Chapo" Guzmán, am Samstag in der mexikanischen Küstenstadt Mazatlán unter Beteiligung der US-Antidrogenbehörde DEA gefasst.

Den Angaben zufolge wurde Guzmán am frühen Morgen in einer touristischen Anlage des nordwestlich gelegenen Badeorts festgenommen - offenbar, ohne dass es einen Schusswechsel gab.

Weiter hieß es, die Drogenfahnder hätten "Chapo" seit fünf Wochen in Culiacán observiert, der Hauptstadt des nördlichen Bundesstaats Sinaloa. Angesichts dieses Drucks habe er sich nach Mazatlán zurückgezogen. Bei seiner Festnahme habe er sich in Begleitung einer "kleinen Gruppe von Personen" befunden. Im Zuge der Observierungsoperation war am Freitag bereits einer der Sicherheitschefs von Guzmáns Partner Ismael "Mayo" Zambada festgenommen worden.

"Meine Anerkennung gilt den mexikanischen Sicherheitskräften", twitterte Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto nach der erfolgreichen Festnahme. "Viele haben gesagt, dass er nie gefasst werden könnte, aber es hat geklappt", zitierte die mexikanische Nachrichtenagentur Notimex einen US-Ermittler, der anonym bleiben wollte.

"El Chapo" war seit 2001 auf der Flucht. In den USA war auf seine Ergreifung ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (knapp 3,8 Millionen Euro) ausgesetzt, die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft setzte eine Belohnung von 30 Millionen Pesos (etwa 1,6 Millionen Euro) aus.

Sein Sinaloa-Kartell ist das größte Kartell Mexikos. "El Chapo" ist damit der reichste und bedeutendste Drogenboss seit dem Kolumbianer Pablo Escobar, der in den neunziger Jahren starb.

Das Magazin Forbes stufte Guzmán als mächtigsten Gangster der Welt ein. Das Sinaloa-Kartell kontrolliert weite Teile des Drogengeschäfts in Mexiko. Mit konkurrierenden Banden liefert es sich einen blutigen Krieg um die Kontrolle des Rauschgifthandels in die USA. Dabei wurden seit Ende 2006 mehr als 77. 000 Menschen getötet.

Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis

"El Chapo", in mexikanischer Umgangssprache "Der Kleine", war 1983 in Guatemala gefasst und in ein mexikanisches Hochsicherheitsgefängnis gebracht worden, aus dem ihm im Jahr 2001 die Flucht gelang. Seitdem lebte er im Untergrund. Die Spekulationen über seinen Aufenthaltsort rissen nicht ab. Mal hieß es, er sei in Guatemala untergetaucht, dann gab es Gerüchte, er halte sich in den Bergen des nordwestlichen mexikanischen Bundesstaats Durango auf.

Einer der größten Konkurrenten des Sinaloa-Kartells ist das berüchtigte Kartell "Los Zetas". Neun Mitglieder dieses Verbrechersyndikats sind erst am Freitag wegen eines Massakers an 27 Bauern von einem Gericht in Guatemala zu über 900 Jahren Haft verurteilt worden.

Im Mai 2011 hatten die Mitglieder von "Los Zetas" die Finca des verfeindeten Drogenhändlers Otto Salguero in Guatemala überfallen. Er sollte Rauschgift und Geld von der Bande gestohlen haben. Als sie den Mann nicht antrafen, entführten und töteten sie 27 seiner Landarbeiter. Die meisten wurden geköpft. Mit dem Blut ihrer Opfer schrieben sie an die Wand eines Hauses auf der Finca: "Otto Salguero, Bastard, wir finden dich und dir wird das Gleiche geschehen."

Link-Tipp: Telenovela "Pablo Escobar, Patron des Bösen" - Peter Burghardt erklärt, wie das Leben des Drogenbarons in Lateinamerika zum Gassenfeger wurde.

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