Drogen: "Bahnhof Zoo":Die langen Leiden der Christiane F.

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Christiane F., das "Mädchen vom Bahnhof Zoo", ist offenbar rückfällig geworden. Das Jugendamt übernahm den Sohn der Frau, die Medienstar geworden war.

Ihre Geschichte lasen Millionen, sie war das "Mädchen vom Bahnhof Zoo", das im Berliner Drogensumpf überlebte - nun aber ist Christiane F., 46, rückfällig geworden. Sie soll wieder von harten Drogen abhängig sein. Das Jugendamt hat ihren elfjährigen Sohn Elias in Obhut genommen.

Mit dem Buch "WirKinder vom Bahnhof Zoo" wurde Christiane F. weltberümt. (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

Der Junge lebe nun in einer Wohngruppe, erklärte das Landratsamt Potsdam-Mittelmark gegenüber Bild am Sonntag und bestätigte so einen Bericht der Boulevardzeitung B.Z. Eine Rückkehr zur Mutter sei ausgeschlossen. Die Behörde hat Kontakt zu den Eltern von Christiane F., die mit darüber entscheiden, wo Elias künftig leben soll.

Bei öffentlichen Auftritten hatte Christiane F. betont, wie wichtig ihr Sohn für sie sei. "Ohne Elias wäre ich schon tot", sagte sie. In der ARD-Talkshow von Sandra Maischberger erläuterte sie, eine tägliche Dosis der Heroin-Ersatzdroge Methadon zu brauchen: "Ich weiß nicht, was sonst passiert." Das sei eine Versicherung, dass sie nicht in ein "schwarzes Loch" falle, da sie sich ja um ihren Sohn kümmern müsse.

Die Geschichte der Christiane F. ist in dem Bestseller "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" erzählt worden. Es wurde verfilmt und war auch im Kino ein großer Erfolg. Deutschland erfuhr, wie das Mädchen aus der Berliner Gropiusstadt sich mit 13 Jahren als Schlüsselkind auf den Straßen herumtrieb, wie sie mit 14 heroinabhängig wurde und sich auf dem Kinderstrich an der Kurfürstenstraße und am Bahnhof Zoo anbot. Die beiden Stern-Reporter Kai Hermann und Horst Rieck erfuhren 1978 davon, recherchierten und schrieben das Bahnhof-Zoo-Buch. Es wurde 1981 mit Nadja Brunckhorst in der Hauptrolle verfilmt.

In den frühen achtziger Jahren war Christiane F. Musikerin, sie nahm als Solosängerin Titel im Stil der Neuen Deutschen Welle auf. Von 1987 bis 1992 lebte die Frau, die sich öffentlich als Christiane Felscherinow zu erkennen gab, in Griechenland, später dann in einem Dorf in Brandenburg. Anfang 2008 zog sie - gegen den Willen des Jugendamts - mit ihrem Sohn nach Amsterdam, wo die Probleme größer wurden.

Die Existenz als Medienstar hatte ihr ein großes Einkommen gebracht; jährlich dürfte sie Tantiemen in deutlich fünfstelliger Euro-Höhe bekommen. Gegenüber Spiegel Online erzählte Buchautor Rieck, dass er vor 14 Tagen Kontakt mit Christiane F. gehabt hatte - und sie sehr angespannt wirkte. Sie sei "sehr schockiert und durcheinander" nach den Ereignissen in Amsterdam gewesen.

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