Dresden:Elf Jahre Haft für Kinderschänder

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Seine brutalen Taten hatten den größten Massengentest Deutschlands ausgelöst. Nun ist der Kinderschänder verurteilt worden.

Christiane Kohl

Klein und gedrungen wirkt der Mann auf der Anklagebank. Er trägt eine rote Strickjacke über dem schwarzen Rollkragenpullover und wagt kaum aufzuschauen unter der merkwürdig kindlich wirkenden schwarzen Ponyfrisur. Zwei Mädchen zwischen neun und elf Jahren hatte der Lkw-Fahrer Carsten D. vor Jahren im Dresdner Umland brutal geschändet, daraufhin suchte die Polizei ihn viele Monate lang mit einer 30-köpfigen Sonderkommission, überdies wurde der größte Massen-Gentest in der deutschen Justizgeschichte durchgeführt.

Per Massengentest identifiziert: Der verurteilte Kinderschänder Carsten D. (Foto: Foto: ddp)

Vor dem Dresdner Landgericht gestand der Lkw-Fahrer jetzt seine Taten und gab kaum hörbar eine Entschuldigung gegenüber den Opfern von sich. Eine Strafkammer verurteilte ihn daraufhin zu einer Haftstrafe von elf Jahren.

Insbesondere durch den Massen-Gentest hatte der Fall bundesweit Aufsehen erregt: 14.200 Speichelproben von Männern aus verschiedenen Dresdner Stadtteilen hatte die Polizei im Labor untersuchen lassen. Ermittelt wurde der Täter dann freilich mit vergleichsweise traditionellen Methoden - er ging durch eine Zug um Zug verfeinerte Rasterfahndung ins Netz.

Im Laufe des Prozesses stufte ein psychiatrischer Gutachter den 33-Jährigen nun als "relativ normalen Mann" ein. Der Lkw-Fahrer habe seine Macht erleben und seine "egozentrischen Bedürfnisse" befriedigen wollen, und er habe so getan, "als wären seine Opfer junge Frauen", meinte der Gutachter. Das Wiederholungsrisiko schätzte der Psychiater als "sehr, sehr gering" ein.

Im September 2005 war Carsten D. auf sein erstes Opfer gestoßen. Im Dresdner Stadtteil Hellerau zerrte er ein neunjähriges Mädchen auf offener Straße in sein Auto, damals ein silbergrauer Suzuki. Er fuhr mit dem Kind in ein Waldstück und vergewaltigte es auf brutalste Weise.

Nach der Tat gab er seinem Opfer drei Euro in die Hand und setzte es an einer Straße im Stadtteil Hellerau ab. Schwerverletzt im Genitalbereich musste das Kind noch am selben Tag notoperiert werden.

Drei Monate später, im Januar 2006, zwang der Täter im Ort Coswig bei Dresden eine Elfjährige in seinen Wagen - diesmal war es ein dunkelblauer Daewoo. Auch die Elfjährige wurde brutal vergewaltigt, beide Mädchen hatte der Lkw-Fahrer überdies in Todesangst versetzt, wie eine Polizistin berichtete, welche die Kinder kurz nach den Taten vernommen hatte. So soll die Elfjährige während der Fahrt in den Wald gefragt haben: "Werde ich überleben?" Darauf habe der Lkw-Fahrer gesagt: "Das hängt ganz von dir ab."

Auf der Suche nach dem Täter tappte die Polizei zunächst im Dunkeln. Klar schien nur: Der mutmaßliche Kinderschänder kannte sich offenbar gut aus in der Region, mithin nahmen die Ermittler an, dass er aus einem der Stadtviertel im Dresdner Norden stammen musste. Deshalb entschlossen sich die Fahnder, möglichst alle männlichen Bewohner der in Frage kommenden Viertel zum freiwilligen Gentest zu bitten. Immer wieder neue Probandengruppen lieferten Speichelproben ab, anfangs ohne Ergebnis. Unterdessen wurden alle Umstände der Tat überprüft und einige Einzelheiten als Rastermerkmale herausgearbeitet.

Gesucht wurden damals männliche Personen, die in den Dresdner Stadtteilen Klotzsche oder Hellerau wohnten, in ein Verkehrsdelikt verwickelt gewesen waren und ein Auto mit dem Kennzeichen-Fragment DD - D fuhren. Zwei Personen blieben im Raster hängen, für die eine konnte die Tat ausgeschlossen werden, die andere Person war Carsten D. Anfangs stritt er die Tat ab. Unterdessen hatte er etwa zeitgleich am Speicheltest teilgenommen - das Ergebnis, das kurz darauf eintraf, war eindeutig.

© SZ vom 12.12.2008/beu/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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