Drei-Schluchten-Damm:Millionen Menschen müssen umsiedeln

Nachdem bereits eine Millionen Menschen dem Bau des Drei-Schluchten-Damms in China weichen mussten, sollen nun weitere vier Millionen folgen.

Für den Bau des umstrittenen Drei-Schluchten-Damms in Zentralchina müssen mindestens fünf Mal mehr Menschen umgesiedelt werden als bislang angenommen. Nachdem bereits eine Million Menschen dem Bau des größten Wasserkraftwerks der Welt weichen mussten, sollen weitere vier Millionen ihre Häuser und Dörfer verlassen.

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(Foto: Foto: dpa)

Die zusätzliche Massenumsiedlung sei notwendig, um die Umwelt in dem Gebiet um das Wasserreservoir zu schützen, berichteten staatliche Medien am Freitag unter Berufung auf den Entwicklungsplan der Region von Chongqing, der im September vom Staatsrat in Peking gebilligt worden sei.

Die vier Millionen Menschen aus nordöstlichen und südwestlichen Regionen von Chongqing entlang des 600 Kilometer langen Stausees sollen "ermutigt" werden, in Vororte der Millionenmetropole umzuziehen. "Das Reservoirgebiet hat eine empfindliche Ökologie und die natürlichen Bedingungen machen eine groß angelegte Verstädterung oder ernsthafte Überbevölkerung unmöglich", sagte ein Vizebürgermeister Chongqings. Auf Details ging er nicht ein.

Vor einem Monat hatten Behördenvertreter erstmals öffentlich eingeräumt, dass der Staudamm eine ganze Reihe von ökologischen Problemen ausgelöst habe, darunter häufige Erdrutsche und heftige Wasserverschmutzung. Es wurde vor einer "Katastrophe" gewarnt, falls nichts unternommen werde, wie amtliche Medien berichten durften.

Ein anderer Vizebürgermeister von Chongqing hatte mitgeteilt, dass das Ufer des Stausees an 91 Stellen und insgesamt auf einer Strecke von knapp 100 Kilometer eingebrochen sei. Andere Funktionäre hatten von einer Lebensgefahr für die Menschen in der Region gewarnt.

Der Drei-Schluchten-Damm ist wegen der sozialen Folgen massiver Umsiedlungen, Korruption im Zusammenhang mit Entschädigungen sowie der schwer kalkulierbaren Auswirkungen auf die Umwelt seit langem heftig umstritten. Der Damm geht auf den früheren Ministerpräsidenten Li Peng zurück, der in den 50er Jahren in Moskau den Bau von Wasserkraftwerken studiert hatte und das Projekt gegen großen Widerstand im Land durchsetzte.

Viele Kritiker sahen nach der Fertigstellung des Dammes ihre Befürchtungen noch übertroffen. Die Umweltverschmutzung war schlimmer als erwartet, weil mit der Flutung Müll, Überreste von Städten und Dörfern, Fabriken, Deponien, Tanks und selbst Friedhöfe in dem Wasserreservoir untergegangen sind.

(dpa)

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