Dortmund:Ein Stich tief in die Brust

15-Jährige in Dortmund erstochen

Kerzen stehen dort, wo eine 16-Jährige auf eine 15-Jährige einstach.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

In Dortmund eskaliert ein Streit zwischen zwei Mädchen aus derselben Clique. Eine 15-Jährige stirbt nach einer Messerattacke durch eine 16-Jährige.

Straßenlärm von draußen und der beißende Geruch von Urin. Putz bröckelt von der Decke. Auf dem Boden des tristen Parkdecks im Dortmunder Stadtteil Hörde sind Blutflecken zu erkennen. Daneben erinnern Blumen und Grabkerzen an einen tödlichen Streit zwischen zwei Mädchen. Eine 15-Jährige wurde hier am Freitagabend höchstwahrscheinlich mit einem Messerstich in die Brust tödlich verletzt. Sie starb trotz Wiederbelebungsversuchen im Krankenhaus. Die mutmaßliche Täterin, eine 16-Jährige, sitzt in Untersuchungshaft und schweigt.

Verdächtige und Opfer kannten sich, sie waren mit einer Clique von zehn bis 15 Jugendlichen in dem Parkhaus, berichtet Staatsanwalt Jörg Schulte-Göbel. Das Parkdeck am Hörder Bahnhof gilt als Jugend-Treff, so berichten es die Ruhrnachrichten. Immer wieder gebe es dort Probleme mit Vandalismus und Drogenkonsum. Nur wenige Stunden vor der Tat hätten Vertreter des Eigentümers und der Behörden deshalb über eine nächtliche Schließung des Parkdecks beraten.

"Wie kann so etwas passieren", fragt der 22-jährige Jan Urban am Sonntag am Tatort fassungslos. "Ich kannte das Mädchen, sie war immer freundlich." Mit einem roten Filzstift schreibt er "Ruhe in Frieden" auf den Boden und zündet Kerzen an. Eine 15-Jährige legt Blumen nieder. "Ich war dabei, als die Rettungskräfte kamen", sagt sie. "Sie war meine Freundin und hat immer zuerst an andere gedacht." Warum das Opfer mit der Verdächtigen in Streit geriet, kann auch die Zeugin nicht erklären. Wahrscheinlich war es eine Lappalie, vermutet der Staatsanwalt. Die beiden Mädchen hätten sich erst beschimpft und dann miteinander gerangelt, angeblich ging es um Ketchupflecken auf einer Jacke. Dann soll die 16-Jährige zugestochen haben. Die Wunde in der Brust der Toten sei tief. Näheres könnte neben der Befragung der Zeugen und der Verdächtigen womöglich die Auswertung der Videoüberwachung in dem Parkhaus ergeben.

Dass bei Streitereien - auch aus nichtigem Anlass - schnell ein Messer gezogen wird, war zuletzt häufiger zu lesen: erst Ende Januar bei der tödlichen Messerattacke auf einen 14-Jährigen im westfälischen Lünen oder Ende Dezember, als eine 15-Jährige im pfälzischen Kandel durch Messerstiche starb. In Essen muss sich an diesem Montag ein 20-Jähriger verantworten, der seine 16-jährige Freundin mit einem Messer lebensgefährlich verletzt haben soll. Jugendliche bewaffneten sich vielfach auch zum Selbstschutz, sagt Arnold Plickert von der Polizeigewerkschaft GdP. Sie gingen davon aus, dass "jeder ein Messer dabei hat". Dabei sind Messer hochgefährliche Waffen - auch wenn sie überall schon für ein paar Euro zu kaufen sind.

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